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Spannungsfeld der Destruktiven und Biophilen-betr.: "Grenzfragen - Beispiel Europa" von Christian Semler, taz vom 26.6.92

betr.: „Grenzfragen — Beispiel Europa“ von Christian Semler,

taz vom 26.6.92

„Sie (Staatsgrenzen) sind künstlich.“ Wie niedlich! Staatsgrenzen entstanden und entstehen stets durch Gewalt zum Leid und Tod vieler Menschen — Nekrophile meinen zu „ihrem“ Heil.

Die Betrachtung der Grenzfrage läuft ins Flächendeckende aus. Warum? Es fehlt eine wesentliche Bewußtseinsebene! Die flächendeckende Ebene in diesem Essay charakterisiert das Zustandekommen der Realwelt durch die Gegebenheit, z.B. „Die Nationalstaaten verdanken ihre Geburt dem Zerfall der großen Wirtschaftsräume ...“ All diese Betrachtungen basieren auf individuellem Wissen. Die tiefergehende Ebene ist die der eigentlichen Ursache. Um wen geht es? Wie heißt er noch — Mensch? — Hier geht es um die Gegebenheiten der menschlichen Eigenarten. „Je tiefer die labilen Ökonomien in den Strudel der ... Krise gezogen wurden, desto leichter etablierten sich die nationalistischen Demagogen ...“ Bekannt in beiden Bewußtseinsebenen. Der Ursprung der Gegebenheiten liegt im Menschen, der über seine bornierende Wertigkeit wie Gut und Böse (ein Furunkel des Christentums) oder gesinnungsbezogene Werte (Parteien, Schützenvereine) stolpert. Wenn wir überleben wollen, dann gibt es nur eine Wertigkeit — biophil und destruktiv.

Logischerweise kann es auch keine dauerhafte Lösung geben, wegen des Spannungsfelds der Destruktiven und Biophilen. Zu fordern wäre, daß endlich von der Wiege an die globale lebensbejahende Wertigkeit gültig ist. Dann fällt die kostenträchtige, internationale und politische Reform weg, und der Schutz der Minderheit wäre gewährleistet. — Utopie? Nein, die Voraussetzung liegt im Menschen: 1. die Besinnung auf den Menschen mit seinen Eigenarten, 2. der Wille und 3. die eitelfreie, phantasievolle, sensible, aktive Solidarität — die Voraussetzungen, diesen Weg beschreiten zu können. E. Christian Ahrens, Brühl

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