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So aber auch nicht

■ Furchtbar fröhliche Anti-Drogen-Tournee / Behörde: zu kitschig / Kinder: kein Bock

Auf einem schwarzen Chevrolet kniet ein schwarzer Gorilla aus Gummi. Daneben steht eine Saft- Bar in Form eines überdimensionalen Wassermelonenschnitzes. Das Rot leuchtet mit den Aufklebern einer großen Fruchtimportfirma um die Wette. „Fresh fantasy“ steht in silbernerSchrift auf dem schwarzen Chevrolet und daneben in grellem Rot: Anti-Drogen-Kampagne.

Wolfgang Schuchard, Vereinsgründer von „fresh fantasy“ will den Gesundheitsinstitutionen „mit ihren trockenen Kampagnen“ zeigen, wie man professionell und werbewirksam gegen Drogen zu Felde zieht. Einzige Bedingung: fröhlich muß es sein, denn, so Schuchard, auch die Suchtmittelindustrie werbe schließlich immer mit Bildern der Fröhlichkeit.

„Suchtstoffindustrie“ — das klingt aus Wolfgang Schuchards Mund wie bei anderen das Wort „militärisch-industrieller Komplex“. Aber Wolfgang Schuchard hat noch mehr Feinde: auch die offizielle Gesundheitspolitik scheint sich gegen die „fresh-fantasy“-Leute verschworen zu haben. Zwar vermietet Schuchard seine Melonenbar auch mal für 2.000 Mark am Tag an ein Gesundheitsamt, doch der Anti- Drogen-Kämpfer ist sehr enttäuscht, weil die Gesundheitsbehörden die rechte Begeisterung für sein Werbekonzept vermissen ließen. „Kitschig“ nannten sie die von „fresh fantasy“ entworfenen Bars in Form überdimensionierter Früchte und die sie begleitenden Gummi-Gorillas und quietschenden Äffchen ...

Bremen ist die sechste Stadt in der Anti-Drogen-Tournee von „fresh fantasy“, bezahlt vom Fruchtimporteur, dessen Emblem nicht zu übersehen ist. Die „fresh-fantasy“-Leute suchen Kinder, die für eine Anti-Drogen- Platte samt Video hip-hop tanzen und singen. Denn Wolfgang Schuchard ist der Meinung, mit der Suchtprävention könne man gar nicht früh genug anfangen. Doch an diesem Vormittag begeistern sich die Bremer Kinder weder für die fröhlichen Fruchtcocktails noch für den aus dem Lautsprecher dröhnenden Hip- hop. Wie sagte der Anti-Drogen- Kämpfer? „Wir sind zu professionell.“

dr

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