: Lokalkoloratur: Leo Rosh
LOKALKOLORATUR
Im Auge eines parteipolitischen Orkans befindet sich derzeit Lea Rosh, die seit anderthalb Jahren die Geschicke des niedersächsischen NDR lenkt.
Die Talkmasterin und Buchautorin („Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“) muß sich nach Informationen der Wochenzeitung Die Zeit des schweren Vorwurfs erwehren, ihren Sender runtergewirtschaftet zu haben. Eine Posse in drei Akten. 1. Akt: „Wir sind die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen, Heil Herzog Wittekinds Stamm“, singen Hamburgs südliche Nachbarn, sofern sie ihre inoffizielle Heimathymne lieben. Doch es kommt noch besser. „Wo fielen die römischen Schergen? Wo versank die welsche Brut? In Niedersachsens Bergen, an Niedersachsens Wut“, geht es weiter im Text. „Das ist faschistoid“, entscheidet Lea Rosh kurz nach ihrem Amtsantritt und fortan dudelt das NDR-Landesprogamm das martialische Lied nur noch ohne Text. Damit beginnt die Fehde zwischen ihr und Hörfunkchef Jürgen Köster. Der jetzige Radio-ffn-Leiter stört sich auch daran, daß Lea Rosh ihm weniger genehmen Redakteuren mehr Kompetenzen verschafft. CDU und FDP schlagen sich auf Kösters Seite: Die Rosh habe den NDR auf rot getrimmt. 2. Akt: Laut ARD-Medienanalyse haben 1991 eine Viertelmillion HörerInnen NDR-Radio Niedersachsen den Rücken gekehrt. Trotzdem hält NDR-Intendant Jobst Plog weiterhin zu Lea Rosh. Doch beide haben die Rechnung ohne Bernd Stehling gemacht. Der Konservative fällt beiden über die Hannoversche Allgemeine Zeitung in den Rücken. Diese zitiert einen Brief des Plog-Stellvertreters. Tenor: Köster ist der Tollste und wenn Lea nicht wäre, dann sähe alles viel besser aus. 3. Akt: Seit das Niedersachsenlied beim NDR tabu ist, legen die Privaten laut Die Zeit die Scheibe so häufig auf, wie nie zuvor. Und als Hörfunkchef Köster seinen Hut nimmt, so das Blatt weiter, spendieren Kollegen ihm eine Abschiedskreuzfahrt auf dem Maschsee in Hörweite des Funkhauses. Eine treue Hörerin spielt mit dem Schifferklavier auf. Was wohl?
Eine gute Nachricht noch zum Schluß. Alle Fans von Tagesthemen-Moderatorin Sabine Christiansen (von Spiegel scherzhaft „Die Sendung mit der Maus“ genannt), die schon glaubten, ihre blonde Fee entschwände als Reporterin in die Dritte Welt, können das tränendurchfeuchtete Taschentuch weglegen. Biene bleibt! Sie werde ihren Vertrag, der in zwei Jahren ausläuft, noch einmal verlängern, so die Hamburgerin. Allerdings nicht um volle drei Jahre. sini
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