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Wie in alten Zeiten

■ ATP-Senioren-Turnier in Hittfeld: Tomas Smid gewann den Einzelwettbewerb / Björn Berg einen Sympathiepokal

: Tomas Smid gewann den Einzelwettbewerb/ Björn Borg einen Sympathiepokal

Wer ist der Spieler, der das Welttennis in den letzten 20 Jahren am nachhaltigsten beeinflußt hat? Für 92 Prozent der Zuschauer bei dem ATP-Seniorenturnier von Hittfeld war das keine Frage: Natürlich Björn Borg, das Zugpferd dieser Veranstaltung in der Provinz. Dafür bekam der Schwede dann auch eine ziemlich häßliche Glastrophäe in die Hand gedrückt.

Ein anderen Pokal, einen der seine aktuelle Leistung bei dem Seniorenturnier würdigt, konnte Borg nicht ergattern. Er lächelte zwar nett im Doppel, wenn Paul Newcombe sein Partner die Leistungen der Gegner kommentierte, etwa Tom Okker, dem Doppelspezialisten früherer Tage der Einahme leistungsförderner Mittelchen bezichtete („der schlägt ja auf wie Popeye“). Ihm gelang es aber nicht, sich am Frohsinn spielerischer Art zu beteiligen.

Auch nicht im seniorengerecht aufgearbeiteten Einzelwettbewerb, dem Tie-Break-Shoot-Out. Selbst da mußte der einstige Wimblodongewinner im Halbfinale die Segel streichen. Tomas Smid, ehedem Trainer und Gefährte von Boris Becker, fegte ihn mit seinen aggressiveren Spiel mit 7:4 vom Platz. Nicht einmal mehr ein Hauch von früherer Größe versprühte Borg in Hittfeld. Brav absolvierte er zusätzliche Doppel mit Vertretern der Sponsoren und dem niedersächsische Ministerpräsidenten und Ex- Juso-Chef Gerhard Schröder. Es wurde so offensichtlich, was nicht nur unter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde. Nicht die Gewinnprämien waren es die Borg in den verschlafenen Hamburger Vorort lockten. Auch nicht die Möglichkeit vor einem dankbaren Publikum die Aura von großen Tennis goutieren zu können. Auch wenn über genaue Beträge nicht gesprochen wurde, muß es schon eine fürstliche Antrittsprämie gewesen sein, für den finanziell gestreßten vormaligen Tenniskönig.

Dennoch: Dem Publikum gefiel diese Landpartie in frühere Tenniszeiten. „Es ist fast so wie am Rothenbaum in den 70ger Jahren“, freute sich ein Hamburger Filzkugel–Liebhaber. Wie am Rothenbaum war auch das Wetter: Regenschauer setzten am Sonnabend den Platz unter Wasser.

Wie einst bei den German Open versuchte auch Illie Nastase das Publikum durch allerlei Unfug in Verzückung zu setzten. Mansour Bahrami, von neckischen Boulevard-Journalisten mit dem Spitznamen „Schnippelperser“ bedacht, bemühte sich dem Illie in nichts nachzustehen. Es durfte sich amüsiert werden. Auch das Ambiente stimmte: vermeintlichen VIPs stand eine separate Spielwiese zur Verfügung. Menschen die diesen Status noch nicht ereicht haben, konnten sich an zahlreichen Ständen an allerlei Köstlichkeiten erfreuen. Kader

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