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Die Suche nach dem wahren Weg zur Frische: Dusche oder Lappen?

Dusche oder Lappen?

Düsseldorf (dpa) — NRW-Umweltminister Klaus Matthiesen (SPD) ist auf dem besten Wege, wieder einmal das nachrichtenarme Sommerloch zu füllen: Seit sich der prominente Umwelt- und Wasserschützer in einer Pressekonferenz selbst als Duschmuffel „geoutet“ hat, will der entfachte Glaubenskrieg um die Erfrischung mit Brause oder Waschlappen nicht erlahmen. Im Düsseldorfer Landtag kursiert schon scherzhaft die Überlegung, die UNO um Beistand von Blau(bade)hauben zu bitten.

„Wenn Du morgens hier reinkommst und sagst, Du hast geduscht, ist gleich große Krise“, beschrieb der Vorsitzende des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses, Bodo Hombach, seinen Eindruck vom Parlamentsalltag seit der Wasserwende am Rhein. In Verhandlungspausen empfiehlt er den Teilnehmern, Linderung von der schwülen Sommerhitze durch Anwendung eines Waschlappens zu suchen. Hingegen verläßt er den Raum nur selten ohne den Zusatz: „Ich gehe jetzt duschen.“

Der grüne Abgeordnete Manfred Busch holte sich sogar einen beziehungsreichen, aber schwammweichen Rüffel. Als er NRW-Finanzminister Heinz Schleußer (SPD) dessen schlechtes Gedächtnis über eine Pressekonferenz im Februar vorhielt, ermahnte ihn der Vorsitzende: „Mir haben Sie vorgestern gesagt, Sie haben geduscht. In der Zeitung haben Sie dann gestanden, Sie haben gebadet. So ist das mit der Erinnerung!“

Matthiesens Pressesprecher Thomas König darf sich inzwischen mit Recht als Experte für das Wassersparen bezeichnen. Unzählige Anrufe waren zu bewältigen, die Reaktionen reichten von „jawohl bis unmöglich“. Er habe versucht, das Thema „auf die sachliche Ebene zu bringen“. Dezente Anspielungen — wie Seife, Badeschwämme oder Deoroller — habe man dem Minister allerdings bislang noch nicht zugeschickt, versicherte er auf Anfrage. Aber er gestand auch: „Man kann nirgendwo mehr hingehen, wo das kein Thema ist.“ Selbst in Bussen und Bahnen wird über den wahren Weg zu Frische und Wohlbefinden philosophiert.

Auch in NRW-Medien kamen Experten kontrovers zu Wort, mal pro Duschbad, mal pro Umwelt. Leserbriefschreiber bezichtigten sich offen als „Täglichduscher“, und das Ehepaar Matthiesen stand in einem Interview gemeinsam Rede und Antwort über die heimische Hygiene: „Wenn man sich jeden Tag ordentlich mit Waschlappen und Seife wäscht, reicht das in den meisten Fällen.“ Dagegen faßte eine andere Zeitung die Kritik an Matthiesens Spar- Appell so zusammen: „Kalte Dusche für den Waschlappen“.

Ob Matthiesens mutiges Bekenntnis das politische Klima in Düsseldorf verändern wird, bleibt abzuwarten. Aus dem Landeskabinett raunt es herüber in den Landtag, der Umweltminister sei am Regierungstisch inzwischen „ein wenig isoliert“. Und auf den Parlamentsfluren halten sich Vermutungen, in Zukunft werde der Zwischenruf „Waschlappen“ nicht mehr als Beleidigung gerügt.

Andreas Heuschen

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