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Tanken, starten, los!

■ Haben Sie nichts vergessen? Je teurer das Benzin, desto frecher die Benzinflitzer

Kennen Sie das? Munter gluckert die ölige Flüssigkeit durch den Plastikschlauch. Die Ziffern auf der elektronischen Anzeigetafel springen schneller als ihnen Menschenaugen folgen können. Endlich, bei 55,43 Mark ein Ruck — und Stop. Der Tank — ob er nicht doch irgendwo ein Loch hat? — ist voll. Soll sich das halbe Wochenendbudget wieder einmal in Benzin verwandeln?? — „Es ist doch so einfach“, wispert der kleine Teufel im Ohr, „starten und losfahren. Keiner sieht's, keiner merkt's.“ Und um Sie herum Schlangen von Autofahrern, die endlich ins Wochenende starten wollen...Schon zuckt die rechte Hand am Zündschlüssel.

„Benzinflitzen“ nennt der Volksmund diese Art der Selbstbedienung, bei der der Kunde den letzten Gang, den zur Kasse, einfach „vergißt“. Die Polizei spricht von „Tankbetrug“; etwa vierzig Fälle hat sie in den letzten zehn Wochen in Bremen registriert. Zwei bis dreimal in der Woche komme das schon vor, meint die Kassiererin einer Tankstelle an der Neuenlander Straße. Zwar liefen sie bei übereiligen Kunden sofort hinaus, „aber die sind weg, dann hat sich das erledigt“.

Heinz Vollmer, Tankstellenpächter an der gleichen Straße fährt den „Benzinflitzern“ auch schon mal hinterher. „Ich habe jedes Nummernschild im Kopf, auch wenn da zehn Autos stehen“, sagt er. Die Verluste, die ihm derzeit durch unehrliche Kunden entstehen, schätzt er auf 300 bis 500 Mark monatlich. Doch mit steigendem Benzinpreis sinkt die Zahlungsmoral des Bürgers hinter dem Steuer. „Richtig kriminell wird es, wenn der Preis bei zwei Mark pro Liter liegt“, sagt der Tankwart.

Ein Profil des typischen „Benzinflitzers“ können weder die Polizei noch die Tankstellenpächter geben, doch Heinz Vollmer hat beobachtet, daß Ehrlichkeit nicht mit der Zahl der Kubikzentimeter zunimmt: Tankbetrüger sind unter Polofahrern genauso verbreitet wie unter Mercedesbesitzern. Sie bevorzugen Stoßzeiten und abgelegene Zapfsäulen, hat die Polizei beobachtet. Und auf einer vielbefahrenen Bundesstraße wie der B 6 ist ein Benzinflitzer auch schnell im Verkehrsgewühl verschwunden. Da hilft nur noch die Videokamera, mit deren Hilfe Tankstellenbesitzer ihre Kunden besser im Auge behalten. Dennoch werden nur etwa 20 Prozent der Tankbetrugfälle aufgeklärt, schätzt die Polizei.

Nicht immer ist es tatsächlich „kriminelle Energie“ die eilige Kunden vorschnell von der Zapfsäule wegtreibt. „Es gibt auch Vergeßliche“, berichtet eine Kassiererin, und deren Geld nähme sie samt Entschuldigung auch im Nachhinein gerne an, denn „die Leute kommen ja sonst nie wieder.“ Diemut Roether

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