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Ein Boom, der Sorgen macht

■ Der BR-Rundfunkrat fordert die Lockerung der Werbegrenzen

Der Werbemarkt boomt im TV-Bereich, und dennoch beklagen sich ARD und ZDF: Denn absahnen könnten momentan vor allem die Privaten. Allein der ARD seien in den vergangenen Jahren 800 bis 900 Millionen Mark verloren gegangen, rechnete Albert Scharf, der Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR), dem Rundfunkrat vor.

Was, wenn das so weitergeht? Steht dann den Öffentlichen-Rechtlichen nicht bald zwangsläufig weniger Geld zum Programmeinkauf zur Verfügung als den Privaten? Und werden, wenn nicht mehr genügend ZuschauerInnen in der ersten Reihe sitzen, die Politiker überlegen, mit welcher Berechtigung ARD und ZDF überhaupt Gebühren kassieren? Zumindest im BR-Rundfunkrat sieht man dieses Szenario bald Wirklichkeit werden und stemmt sich dagegen. Die „vom Gesetzgeber aus guten Gründen gewählte Mischfinanzierung der öffentlichen-rechtlichen Rundfunkanstalten aus Gebühren und limitierter Werbung gerät aus der Balance“, heißt es in einer Resolution, in der das BR-Aufsichtsgremium von den Ministerpräsidenten und Länderparlamenten die Lockerung von Werbegrenzen fordert. Demnach sollten ARD und ZDF im ersten und zweiten TV-Programm auch nach 20 Uhr werben dürfen sowie statt heute 20 Minuten insgesamt 25 Minuten [das wird die Zuschauerscharen magnetisch anziehen, gewiß, d. s-in]. Nur Sonn- und Feiertage bleiben heilig, vorerst zumindest. Als gänzlich werbefreie Inseln sollten zudem die dritten TV- Programme gehalten werden.

Von der Lockerung erhofft sich BR-Verwaltungsdirektor Oskar Maier Mehreinnahmen in Höhe von rund 350 Millionen Mark für die ARD [ob dadurch das Programm wohl anspruchsvoller wird? d. s-in]. Auf die große Mehrheit des Gremiums machten solche Zahlen wohl großen Eindruck. Nur Innenminister Stoiber (CSU), zwei Parteikollegen sowie ein Teil der SPD stimmten gegen die Resolution. Stoiber würde gerne den ARD-Kabelkanal Eins Plus einsparen; die Anstalten sollten ihre Struktur und die Notwendigkeit ihrer Programme überprüfen, sagte er.

Alois Glück, CSU-Fraktionschef im Landtag, hielt dagegen, dem dualen System würden durch eine Lockerung der Werbegrenzen kein Schaden entstehen, denn nach 20 Uhr seien die Werbezuwächse gesichert. Die für die Privatsender zuständige Bayerische Landesmedienzentrale (BLM) sieht bereits einen „Eckpfeiler der Rundfunkvielfalt in Gefahr geraten“, falls der Vorschlag zur Regel wird: Lokaler und regionaler Rundfunk drohe, geschwächt zu werden. Thomas Schuler

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