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Sozialminister will Amalgam verbieten

■ Untersuchung ergab: Hälfte der Quecksilberbelastung durch Zahnfüllungen / Suche nach Ersatzstoff

Der niedersächsische Sozialminister Walter Hiller (SPD) will ein Verbot von Amalgamfüllungen für Zähne „mittelfristig“ durchsetzen. Eine von ihm in Auftrag gegebene Untersuchung habe ergeben, daß mindestens die Hälfte der nicht durch Lebensmittel verursachten Quecksilberbelastung in der Bevölkerung auf Amalgamfüllungen zurückzuführen sei, sagte Hiller. Das Quecksilber im Amalgam stehe im Verdacht, Krebs zu erzeugen und bei vielen Menschen Beschwerden zu verursachen.

Hiller will deshalb innerhalb der nächsten fünf Jahre einen „Ausstieg aus dem Amalgam“ erreichen. In dieser Zeit müßte die Industrie in der Lage sein, einen gleichwertigen Ersatzstoff zu finden, meinte der Minister.

Der Zahnarzt und Physiker der Göttinger Universität, Heiko Visser, Autor der Amalgam- Untersuchung, sagte, von den Zahnfüllungen gingen keine allgemeinen Gesundheitsrisiken aus. Weltweit seien nur in hundert bis zweihundert Fällen Amalgam-Beschwerden nachgewiesen worden. Außerdem gebe es eine Reihe von Berichten, nach denen chronische Beschwerden nach Entfernen der Amalgamfüllungen gestoppt worden seien.

Visser warnte vor einem „Boom wissenschaftlich nicht begründeter Diagnose-Verfahren“, mit denen manche Heilpraktiker und Ärzte bei ihren Patienten einen Zusammenhang zwischen Amalgamfüllungen und Beschwerden feststellen wollten. Er sprach sich gegen ein allgemeines Amalgam-Verbot aus, solange kein brauchbarer Ersatzstoff verfügbar sei. Goldkronen seien wegen der Kosten und der vielfach notwendigen Entfernung von gesunder Zahnsubstanz keine Alternative. Im Sinne einer vorsorglichen Verringerung der Quecksilberbelastung sollte Amalgam allerdings mittelfristig ersetzt werden, urteilte Visser.

Pro Tag nehmen Bundesbürger durchschnittlich zehn bis zwanzig Millionstel (Mikro-) Gramm Quecksilber auf, sagt Visser. Davon lagerten sich bis zu vier Mikrogramm im Körper ab, der Rest werde ausgeschieden. dpa

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