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Kapitulation vor Gorazde

■ Bosnien brennt — Bremen pennt

Wer hätte das gedacht: Der Verteidigungsminister verabschiedet in Cuxhaven drei Bundeswehr-Flugzeuge in ein Kriegsgebiet — und kein Demonstant ist da, nicht mal Ernst Busche und seine Freundinnen von der Mahnwache. Das Bundeskabinett versenkt das Grundgesetz mit einem Zerstörer in der Adria — und außer einem leisen Quietschen der Bonner SPD ist nichts zu hören, schon gar nicht aus der verschnarchten politischen Provinz Bremen. Wo sind sie denn geblieben, die großen Friedensfreunde, als es losging in Kroatien? Was ist übrig von den Postulaten der Gewaltlosigkeit, wenn die jungen Männer in den zerstörten Ostgesellschaften schießen wollen?

Die Politik hat kapituliert vor Gorazde und die Friedensbewegung mit ihr. Die Flieger und der Zerstörer ändern so viel wie die daheimgebliebenen Demonstranten. Keiner findet sich mehr zurecht im unwegsamen Gelände der aufgelösten Blöcke. Gegen Sarajewo erscheint Bagdad im Nachhinein als einfache Aufgabe für alle Beteiligten. Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien hat die Deutschen auf allen Seiten im Schlaf überrascht. Wenn nach über einem Jahr nicht bald das Erwachen kommt, dann brennt bald das eigene Dach. Jochen Grabler

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