: Binsenunwahrheiten
■ betr.: "Jenseits der Binsenwahrheiten", taz vom 9.7.92
Betr.: „Jenseits der Binsenwahrheiten“ von Harald Müller,
taz vom 9.7.92
[...] Die zentrale Argumentation Müllers, nämlich das berühmte „kleinere Übel“ zur Rechtfertigung kriegerischer Gewalt, ist ja keine neue Sache, neu ist daran nur, daß ein Friedensforscher damit den kriegsgeilen Militaristen des Westens in solcher Weise den roten Teppich für ihre Invasionspläne ausrollt.
Intelligente Menschen sollten inzwischen gemerkt haben, daß Kriege nicht meßbar und die Dynamik der Gewalt nicht vorhersagbar ist.
Völlig unverständlich ist mir die Einfalt, mit der man folgenden Satz schreiben kann: „Wenn die internationale Gemeinschaft sich entschließt, Gewalt anzudrohen oder zu den Waffen zu greifen, so wird allenfalls die Verhinderung eines größeren Übels das Ziel sein.“ Der „Golfkrieg“ ist nur eines der Gegenbeispiele.
Am gefährlichsten an Müllers Beitrag erscheint mir, daß er mit dem „Konstrukt“ der „internationalen Gemeinschaft“ die UNO meint, aber gleichzeitig suggeriert, dies sei eine Gemeinschaft der Völker. Die UNO ist parteilich, parteilich für die Mächtigen und die Reichen, aber nie für die „Völker“, die „Zivilisten“, die Armen, die Opfer. Regierende und Regierte sitzen genausowenig in einem Boot wie Soldaten und ihre Opfer, weder in Jugoslawien noch anderswo.
Militärische Intervention in Jugoslawien: Eine friedliche Welt wäre das gewiß auch nicht. Franz Wagner,
Bad Friedrichshall
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