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Das Drob-Inn soll aus St.Georg ausziehen

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion fordert bessere Sozialarbeit auf der Straße / Der Stadtteil  ■ St.Georg soll „clean“ werden

Den Umzug des Drob-Inn von St. Georg nach Hammerbrook hat der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion Sieghardt-Carsten Kampf gefordert. Eine Woche nach dem von Innensenator Hackmann vorgestellten Sofortprogramm des Senats zur Entlastung St.Georgs stellte Kampf gestern das Sofortprogramm seiner Fraktion vor.

Die Vorschläge der Union ähneln weitgehend denjenigen des Senats: Verringerung des Asylbewer-

1beranteils in St.Georg, Bekämpfung der Straßenprostitution, Einsatz weiterer Straßensozialarbeiter, Ausbau dezentraler Entgiftungsangebote für Drogenabhängige und der Methadon-Ambulanzen, Einrichtung weiterer Drob-Inns in anderen Stadtteilen. Kampf setzte sich ebenso wie Hackmann für eine bessere personelle und materielle Ausstattung der Polizei ein, hat aber inzwischen auch eingesehen, „daß Polizeieinsätze das Drogenproblem nicht lösen“.

1Neun Stunden, so erzählte Kampf gestern, habe er am Stück in St.Georg verbracht, dabei an Polizeieinsätzen teilgenommen und sich außerdem bei mehreren „anonymen“ Aufenthalten im Quartier ein Bild von der Lage gemacht. Sein Eindruck: „Der Stadtteil ist bereits umgekippt.“ Und dazu habe auch das Drob-Inn unwillentlich beigetragen.

Dessen Arbeit sei zwar an sich zu begrüßen, habe aber zu einer „Ballung von Abhängigen, aber auch der Dealerei in den Wohnbereichen dieses Stadtteils geführt“. Kampfs Lösung: Das Drob-Inn solle seinen Sitz nach Hammerbrook verlegen, um St.Georg kurzfristig zu entlasten.

Mit den Mitarbeitern des Drob- Inn hat Kampf die Umzugsforderung bei seinen Stadtteilbesuchen allerdings nicht abgestimmt. Ein geplanter Termin sei wegen eines Betriebsausflugs der Drob-Inn-Mitarbeiter geplatzt. Er wolle das Gespräch aber nachholen.

Im Drob-Inn zeigte man sich gestern überrascht von der Umzugsforderung des Unions-Politikers. Das sei mit Sicherheit keine Lösung, kommentierte Drob-Inn-Mitarbeiterin Ute Senftleben gestern den Vorstoß. Die Szene werde sich durch den Umzug der Drogenberater nach Hammerbrook nicht verlagern, sondern in der gewohnten Umgebung am Hauptbahnhof verharren. Senftleben sprach sich dafür aus, das Drob-Inn in St.Georg zu belassen, um den Junkies vor Ort Hilfe leisten zu können.

Kritik übte Kampf gestern an der Sozialarbeit in St.Georg. Eine be-

1treuende Straßensozialarbeit finde dort nach seinem Eindruck überhaupt nicht statt. Die Streetworker gingen nicht zu den Drogenabhängigen, sondern ließen sie zu sich kommen. Der CDU-Mann will sich deshalb gegenüber dem Senat für die Einrichtung von Stellen für „Aufsuchende Sozialarbeit“ einsetzen. uex

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