: Einbahnstraße in die Dritte Welt
■ Ministerium streicht Mittel für Austauschprogramm für junge Leute aus der Dritten Welt
Berlin (taz) — Drei Monate hatten Anke Kayser und Heidi Höppner, zwei junge Krankengymnastinnen aus Hamburg, im vergangenen Jahr in einem Zentrum für behinderte Kinder in Nicaragua gearbeitet — finanziert über ein Stipendium des ASA-Programms der Carl Duisberg Gesellschaft. Dieses Jahr nun soll Guadalupe del Socorros, eine der Kolleginnen aus Managua, bei einem Aufenthalt in Hamburg ihre Erfahrungen mit dem Leben und Arbeiten in der deutschen Gesellschaft machen können.
Das 1988 ins Leben gerufene ASA-Austauschprogramm soll auf der „Einbahnstraße in die Dritte Welt“, über die ASA in über 30 Jahren Tausende von StudentInnen und jungen Berufstätigen aus Deutschland in die Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas geschickt hat, wenigstens eine schmale Gegenspur schaffen. Doch dabei spielt nun das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), der wichtigste Geldgeber, nicht mit: Für solche Besuche aus der Dritten Welt dürfen die ASA zugewiesenen Entwicklungshilfegelder nicht „zweckentfremdet“ werden, heißt es aus dem Ministerium.
Schließlich gilt dem BMZ das Stipendienprogramm als „Vorfeld der personellen Entwicklungshilfe“ — ob den jungen Leute ihr Erfahrungsaufenthalt in der Ferne tatsächlich als Sprungbrett für die Karriere oder nur für die Erweiterung des eigenen Horizonts dient. 1992 läßt sich das Ministerium das ASA-Programm immerhin 2,1 Millionen Mark kosten.
Daß damit in diesem Jahr wieder 182 junge Deutsche ihre „Dritte- Welt-Erfahrung“ machen können, während gleichzeitig das Austauschprogramm in der Versenkung verschwindet, damit will sich die „Initiative ehemaliger ASAtinnen“ nicht abfinden. In eigener Regie organisieren sie nun für dieses Jahr einen „Not-Austausch“, der zumindest der Krankengymnastin aus Managua, einem Tischler aus Ecuador, einer Sozialarbeiterin aus Papua- Neuguinea, einer Schneiderin aus Benin und einer in der Erwachsenenbildung arbeitenden Indonesierin einen dreimonatigen Erfahrungsaufenthalt in Deutschland ermöglichen soll. Bert Hoffmann
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