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BVG könnte eine Viertelmilliarde sparen

■ Fahrgastinitiative IGEB stellt Sparvorschläge vor/ Keine neue Signaltechnik, Spuren für Bus und Tram, Gelenkbusse statt Doppeldecker/ BVG kritisiert die vom Senat beschlossenen Sparmaßnahmen

Berlin. Der Fahrgastverband IGEB e.V. hat gestern vorgeschlagen, die BVG so zu rationalisieren, daß keine Nachteile für Fahrgäste entstünden. Der Nahverkehrsbetrieb könnte schon jetzt jährlich 220 Millionen Mark einsparen und mittelfristig seine Ausgaben um weitere 190 Millionen Mark reduzieren. Der Fahrgastverband versteht seine Vorschläge als Alternative zu dem vom Senat beschlossenen Sparplan.

Norbert Gronau, Leiter der Fahrgast-Abteilung der IGEB, wirft der Regierung vor, »die starke Nachfrage nach attraktiven öffentlichen Verkehrsmitteln zu ignorieren« und den privaten Autoverkehr zu bevorzugen, obwohl die Anzahl der Fahrgäste von 1990 auf 1991 um 40 Prozent zugenommen hat. So solle

die Oberbaumbrücke nur für Autos geöffnet werden, obwohl Platz für die Straßenbahn wäre,

in der Friedrichstraße die Straßenbahn ersatzlos stillgelegt werden, während die Autofahrer für mehrere Millionen Mark eine Ersatzbrücke bekommen würden, und

die Busspur auf dem Ku'damm soll zeitlich begrenzt werden, so daß die Busse im morgendlichen Berufsverkehr stecken blieben.

Zusätzlich habe der Senat beschlossen, in den kommenden drei Jahren seinen Zuschuß an den Nahverkehrsbetrieb um 500 Millionen Mark zu reduzieren. Um der massiven Verschlechterung des Nahverkehrsangebots entgegenzuwirken, unterbreitete die IGEB gestern ihre alternativen Vorschläge. Die größten Posten, die die Verluste der BVG »fahrgastfreundlich« reduzierten, seien der Verzicht auf eine unnötige neue Signaltechnik (bis zum Jahr 2002 jährlich 100 Millionen Mark). Weiter forderte die IGEB, zusätzlich 77 Kilometer Spuren für Bus und 19 Kilometer Spuren für die Straßenbahn zu markieren (jährlich 52 Millionen Mark) sowie auf Bahnhofsverlängerungen an der Linie 6 (bis 1997 jährlich 24 Millionen Mark) zu verzichten. Außerdem solle die Möglichkeit für Fahrgäste geschaffen werden, an allen Bustüren aus- und einsteigen zu können (10 Millionen Mark). Einmalige Einsparungen seien in einer Höhe von 96 Millionen Mark möglich. Die BVG müßte unter anderem auf den Bau einer nicht notwendigen viergleisigen Abstellanlage für S-Bahn-Züge am Bahnhof Hermannstraße verzichten (85 Millionen Mark).

BVG spricht von »Quadratur des Kreises«

Die BVG, die Anfang des Jahres mit der BVB fusionierte, übte ebenfalls Kritik an den vom Senat vorgegebenen Sparmaßnahmen. Auf der gestrigen Bilanz-Pressekonferenz sprach Personaldirektor Harro Sachße von einer »Quadratur des Kreises«. Der städtische Zuschuß werde in diesem und im nächsten Jahr um 150 Millionen Mark gesenkt. Gleichzeitig seien aber Löhne und Gehälter um 5,4 Prozent erhöht worden und lehne der Senat die Entlassung von Mitarbeitern ab. Die beschlossene Fahrpreiserhöhung um fünf Prozent werde kaum zu zusätzlichen Einnahmen führen.

Der Verlust bei der BVG ist von 1990 auf 1991 um weitere 100 Millionen Mark auf insgesamt 924 Millionen Mark gestiegen. Geschäftsleiter Hans Bernhard Ludwig nannte als entscheidende Ursache die seit 1987 stagnierenden Fahrgeldeinnahmen. Die Einführung der günstigen Umweltkarte und der hohe Anteil von Fahrgästen aus dem derzeit noch billigeren Tarifgebiet im Ostteil der Stadt hätten die Einnahmen auf niedrigem Niveau gehalten. Dirk Wildt

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