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Verhandlungen über Honecker gescheitert

Moskau/Bonn (AFP/taz) — Noch sitzt Erich Honecker in Moskau: Eine Überstellung des ehemaligen DDR-Staatschefs nach Deutschland ist am Wochenende wieder in Frage gestellt worden. Dem Generalsekretär der chilenischen Regierung Enrique Correa zufolge verlangt die Regierung in Santiago einen formellen Ausweisungsbeschluß der russischen Justiz. Im Moskauer Außenministerium hieß es, die Verhandlungen mit Chile seien gescheitert. Das Auswärtige Amt in Bonn bestätigte, die Gespräche gestalteten sich „offensichtlich schwierig“. Margot Honecker drohte, ihr Mann werde sich im Fall eines gewaltsamen Versuchs, ihn aus der chilenischen Botschaft in Moskau zu holen, töten. Die Berliner Justiz versicherte, Honecker seien keinerlei Zusagen über eine Haftverschonung gemacht worden. Gegen Margot Honecker werde aufgrund mehrer Anzeigen die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens geprüft. Nachdem Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) noch am Donnerstag eine Lösung des Falles Honecker „in naher Zukunft“ in Aussicht gestellt hatte, rechnete bereits am Samstag in Bonner Regierungskreisen niemand mehr mit einer Rückkehr des ehemaligen Staatschefs zum Wochenende. Chile wünsche nicht, daß Honecker der deutschen Justiz entkomme, betonte Generalsekretär Correa in Santiago. Allerdings müsse ein russisches Gericht über seine Ausweisung entscheiden. Erst wenn diese Voraussetzung erfüllt sei, „werden wir zu einer Lösung kommen“. Der chilenische Präsident Patricio Aylwin verweigerte dagegen am Samstag in Madrid eine konkrete Stellungnahme, weil dadurch den laufenden Verhandlungen zwischen Deutschland, Chile und Rußland geschadet werde. Gleichzeitig bekräftigte Außenminister Enrique Silva Cimma, Chile sei grundsätzlich mit einer Auslieferung Honeckers einverstanden. Es sei „absolut wahrscheinlich“, daß Honecker den deutschen Behörden übergeben werde.

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