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Viel Platz für Experimente

■ 160 Kreative nehmen an der Hamburger Sommerakademie Pentiment teil

teil

Trotz Semesterferien herrscht reger Betrieb in der Fachhochschule für Gestaltung. Fast 160 Kunstschaffende und Studierende tummeln sich seit gestern in 17 Kursen der internationalen Sommerakademie Pentiment. Das Angebot für kreative Profis, die mal über den Tellerrand ihrer Disziplin gucken wollen, reicht von Malerei bis Fotografie, vom Zeichnen bis zu Rauminstallationen und Plastiken, von Plakatgestaltung und Karikaturen bis zur chinesischen Kalligraphie. Waren es im letzten Jahr noch 15, so sind es in diesem Jahr sogar 17 Kurse, für die 20 DozentInnen eingeladen wurden. Die etwa 250 Plätze sind entgegen der Erwartungen der Veranstalter nur zu etwa 60 Prozent ausgelastet. Statt 15 sind durchschnittlich 10 TeilnehmerInnen in einem Kurs.

„Das Geld sitzt nicht mehr so locker,“ stellt der künstlerische Direktor von Pentiment Erhard Göttlicher fest, der die Gebühren gerne günstiger gestalten würde. Doch steigende Lebenshaltungskosten träfen Studierende und Künstler besonders, 900 Mark seien dann eine Menge Geld. Zudem wurden nach den Erfahrungen der letzten Jahre, als ein künstlerisches Grundstudium als Qualifikation ausreichte, in diesem Jahr die Zugangsvoraussetzungen angezogen, damit man von einem gleichen Niveau der TeilnehmerInnen ausgehen könne. Nun kann ein Fotograf an einem Malereikurs nur dann teilnehmen, sofern er auch über Erfahrungen in der Malerei verfügt. „Deshalb mußten wir auch viele wieder wegschicken“, so Erhard Göttlicher. Daß aber auch die Hamburger Kunsterzieher fernblieben, die bisher zahlreich vertreten waren, liegt auch an den Schulferien, die in diesem Jahr schon Mitte August zu Ende sind.

Pentiment zähle inzwischen „zu den Sommerakademien mit A-Charakter“, erläutert Erhard Göttlicher den Stellenwert der Veranstaltung, die sich durchaus mit der Salzburger Sommerakademie mes-

sen könne - letztere verfüge aller

1dings über den sechsfachen Etat. Göttlicher und der Pentiment-Organisator Manuel von Klipstein verfügen in diesem Jahr über einen Etat von 250000 Mark, der sämtliche Einnahmen aus Kursgebühren, Sponsorengeldern und 50000 Mark aus dem Bonner Fond für Hochschulsonderprogramme beinhaltet.

Welche Folgen der geringere Andrang für das nächste Jahr haben könnte, ist noch nicht abzusehen. Organisator Klipstein sieht jedoch

davon ab, das Kursangebot „siche-

1rer und marktkonformer“ zu gestalten. Derlei Maßnahmen bergen die Gefahr, daß ein Kurs wie Kirsten T. Delholms und S. Ove Kirkhorns Mode- und Performance-Experiment möglicherweise überhaupt nicht mehr angeboten werden könnte. Eine drastische Erhöhung der Gebühren verlange andererseits die stärkere Förderung - auch für Studenten - durch Sponsoren und öffentliche Gelder. Doch nicht Geldmangel, die Arbeit ist

Thema bei Pentiment: Göttlicher

1sieht die Sommerakademiker bereits mit Ringen unter den Augen.

Der Maler Thomas Kaminski ist sehr froh, „nur“ acht Lernende - im Alter von 26 bis 63 Jahren - in seinem Kurs zu haben. In einem großen, schönen Raum sei diese Zahl doch ideal für eine vorübergehende Ateliergemeinschaft. Julia Kossman

Informationen zum Rahmenprogramm unter dem Motto „Spanien in Europa - 500 Jahre nach Kolumbus“ gibt es im Pentiment-Büro: 29188-3373/ -4163

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