: Schikane gegen MieterInnen
■ Zweiter Verhandlungstag gegen Hauseigentümer/ Mehr als zwei Jahre soll er Bewohner malträtiert haben/ »Knallerei im Hinterhof«
Moabit. »Für den waren wir keine Mieter, sondern Hausbesetzer«, so beschrieb der Zeuge und Mieter Gerd R. das Verhältnis zu dem Hauseigentümer Ralf H. Im Prozeß gegen den fünfzigjährigen Elektromechaniker, der versucht haben soll, sein Haus in Prenzelberg in die Luft zu sprengen (die taz berichtete), wurden am zweiten von zehn angesetzten Verhandlungstagen weitere Mieter befragt. Über zwei Jahre sind sie nach ihren Aussagen von Ralf H. schikaniert worden.
Nach »überhöhten Mietforderungen«, je zwei Räumungsklagen pro Bewohner, demolierten Briefkästen und verstopften Abflußrohren sei man ständig auf neue »Überraschungen« des Ralf H. gefaßt gewesen, sagte Frank W. aus. Er berichtete von einer Begegnung der besonderen Art: Mitten in der Nacht sei er zur Toilette gegangen, da habe er bemerkt, daß jemand versuchte, das Lüftungsrohr herauszureißen. Mit einer Taschenlampe leuchtete er durch das Rohr, und der Lichtstrahl sei auf den Angeklagten gefallen. Auch habe er erlebt, daß Ralf H. mit einer Schreckschuß- oder Gaspistole hantiert habe: »Der hat im Hinterhof rumgeballert. Wegen der Knallerei habe ich aus dem Fenster gesehen, da hat er auf mich gezielt und mich beschimpft.« Der Ingenieur Gerd R., ebenfalls Mieter, erzählte von einem ähnlichen Vorfall.
Die Verteidigung versuchte, die Glaubwürdigkeit der Zeugen zu untergraben: Nicht die Mieter seien terrorisiert worden, sondern der Eigentümer. Die Stahltüren, die ihnen den Zugang zum Hof versperrten und damit zu Mülltonnen und Kohlenkeller, seien im Zuge einer Generalschließanlage installiert worden. Warum denn das Angebot des Eigentümers nicht angenommen wurde, gegen eine Kaution einen Schlüssel zu erhalten? Obwohl er die Kaution gern bezahlt hätte, sagte Zeuge Gerd R. aus, habe er nie einen Schlüssel erhalten. Die müßten erst nachgemacht werden, habe die Erklärung gelautet. Die Spitzfindigkeiten der Verteidigung erregten Gerd R. so sehr, daß er sich in einer Verhandlungspause bei Richterin Beyer entschuldigte. Schließlich sei er zwei Jahre malträtiert worden. Der Prozeß wird am Donnerstag fortgesetzt. Ralf Knüfer
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