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Poker mit den Weltkonflikten

■ Wenn die UNO Somalia gegen Bosnien ausspielt

Poker mit den Weltkonflikten Wenn die UNO Somalia gegen Bosnien ausspielt

Die UNO will sich also militärisch in Somalia engagieren. Geht es nach den Vorstellungen des Sicherheitsrats, sollen 500 schwerbewaffnete Soldaten aus Pakistan bald die Milizen von Mogadischu daran hindern, den Waffenstillstand zu brechen und internationale Hilfsgüter zu stehlen. Es ist ein weitgehender Schritt, der angesichts des unvorstellbaren somalischen Elends nur zu begrüßen ist. Viele wichtige Fragen sind jedoch ungeklärt. Was etwa geschieht, wenn die Luftbrücke nach Mogadischu in ähnliche Schwierigkeiten gerät wie die nach Sarajevo? Dürfen die UNO-Pakistanis schießen, und wenn ja, auf wen? Sollen sie tatsächlich, wie Generalsekretär Butros Ghali es will, die Milizen entwaffnen? Das bisherige Verhalten der UNO und die ablehnende Haltung der mächtigsten Kriegsfraktion macht einen friedlichen Verlauf der UNOSOM unwahrscheinlich. Hat sich die UNO Gedanken gemacht, wie sie mit einer absehbaren Eskalation umgeht?

Dafür spricht wenig. Als Butros Ghali vor einer Woche die Aufforderung des Sicherheitsrates, die Möglichkeiten einer Entwaffnung der serbischen Milizen in Bosnien durch die UNO zu eruieren, unter anderem mit dem Hinweis auf Somalia zurückwies, wurde auch für die Öffentlichkeit deutlich, daß in einer Zeit der knappen Finanzmittel die verschiedenen Konfliktherde der Welt unweigerlich gegeneinander ausgespielt werden. Butros Ghali zog gegenüber Bosnien die „afrikanische Karte“, legte seinen Somalia-Bericht vor, und der Sicherheitsrat hat ihn nun mit seiner Resolution überboten. Jetzt, so die Logik, hat der Generalsekretär keinen Grund mehr, sich vor den gewünschten neuen Schritten in Bosnien zu drücken. Somalia als solches spielt nur eine Nebenrolle, es ist Instrument im Konzert der Mächte.

Butros Ghali könnte nun seinerseits den Sicherheitsrat überbieten, sich in vorauseilendem Gehorsam in die bosnischen Unwägbarkeiten stürzen und nach Rückkehr einer vorbereitenden Somalia-Mission im August wieder Dampf machen. Doch muß ein solches Pokerspiel scheitern, wenn die einzelnen Mitglieder des Sicherheitsrates kein Eigeninteresse an Somalia kundtun. Im benachbarten Äthiopien verhinderte die energische Vermittlung der USA nach dem Sturz des Diktators Mengistu im Mai 1991, daß das Land in einen neuen Bürgerkrieg stürzte. Zumindest vorübergehend sorgte eine Übergangsregierung für Stabilität. In Somalia wäre jetzt zuerst einmal nötig, das Prinzip „Lebensmittel gegen Waffen“ wörtlich zu nehmen und nach einer Überwindung der gegenwärtigen Notsituation das Land einer ebensolchen UNO-Kontrolle zu unterstellen wie Kambodscha. Welche Hauptstadt der Welt aber ist bereit, ihr Prestige in einem solchen Unterfangen aufs Spiel zu setzen? Dominic Johnson

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