Die schnelle Mark

■ Immer häufiger nützen Trickbetrüger die Wohnungsnot in Hamburg aus

in Hamburg aus

Die akute Wohnungsnot läßt einen neuen Kriminalitätszweig aufblühen: die betrügerische Wohnungsvermietung. Immer öfter versuchen Trickbetrüger, mit Wohnungsdeals die schnelle Kohle zu machen und nehmen dabei hemmungslos Wohnungssuchende aus. Polizeisprecher Peter König: „Früher hatten wir nur ganz vereinzelt derartige Fälle, in der letzten Zeit treten solche Delikte stark vermehrt auf.“

Fast perfekt operierten jüngst zwei 38 Jahre alte Männer. Sie setzten sich vorwiegend mit Frauen in Verbindung, die in Zeitungen Wohnungen gesucht hatten. Telefonisch vereinbarten sie Besichtigungstermine für eine gemietete Wohnung in der Alsterdorfer Straße. Während der Begehung gab sich einer Männer als „Jochen Schmidt“ aus, der die Wohnung im Auftrag seines Düsseldorfer Bruders „Volker Schmidt“ vermiete. Sagte die Wohnung der Interessentin zu, kam „Jochen Schmidt“ schnell zur Sache. Er zückte den Hamburger Standard-Mietvertrag aus der Tasche und schloß noch vor Ort einen Vertrag ab. Bedingung: 5000 Mark Kaution in bar. In mindestens vier Fällen gelang es, so Geld abzuzocken, drei Versuche mißlangen mangels Bar-Knete.

Nach einem ähnlichen Schema gingen auch zwei junge Männer vor, die ihre ungenutzten Wohnungen, die ihnen das Sozialamt zugewiesen hatte, im Ermlandweg und in der Konjetznystraße (Langenhorn) zur Vermietung anboten. Auch sie setzten sich mit Interessenten in Verbindung. Während einer Besichtigung schlossen sie Untermietverträge ab und kassierten in mindestens sechs Fällen Kautionen von 1000 und 1400 Mark.

Doch die aufgedeckten Fälle sind nur die Spitze des Eisbergs. König: „Die Dunkelziffer ist besimmt wesentlich höher. Und auch in diesen

1beiden Fällen gehen die ermittelnden Fahnder davon aus, daß es noch weitere Geschädigte gibt.“ Laut König ist das Problem, daß die Betrüger nicht nur cleverer werden, indem sie reguläre Mietverträge zur Unterschrift vorlegen. „Wer wird denn da schon skeptisch?“, so König. Wohnungssuchende würden überdies wegen der Wohnmisere oft für den ersehnten Zuschlag zum neuen Domizil Risiken in Kauf nehmen. König: „Wer hätte früher bei einem Besichtigungstermin 5000 Mark dabei gehabt.“ Kai von Appen