Behördentag für Bosnien-Flüchtlinge

■ Noch sind alle 147 Bosnier im Lager in Weißensee/ »Diffuses Deutschlandbild«

Berlin. Der zweite Tag seit Ankunft der Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina in Berlin am Montag verging in ihrer Unterkunft in Weißensee mit Registrierung sowie Informationen über Ansprüche und Hilfsmöglichkeiten. Dabei wurden die Eltern auch über das Schulrecht ihrer Kinder unterrichtet. Alle 147 Bosnier seien noch in der Einrichtung, sagte Klaas Kühn, Mitarbeiter des Heimes. Im Gegensatz zu der Mehrheit der Flüchtlinge in Mecklenburg-Vorpommern, die Beschwerde über die Qualität ihrer Unterkunft geführt hatten und sich nach Westdeutschland weitertransportieren ließen, seien die Berliner Gäste offenkundig mit ihrer Unterbringung zufrieden.

Das Heim in Weißensee war ursprünglich für deutschstämmige Aussiedler aus Rußland konzipiert worden. Da diese aber nicht kamen, wurde das Heim den bosnischen Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Sie sind familienweise in Drei- bis Vierbettzimmern in vier einstöckigen Häusern untergebracht. Für die Kinder wurde ein Spielplatz eingerichtet. In den Häusern stehen Sanitärtrakte zur Verfügung.

Spannungen zwischen den »neuen« und den bereits 2.000 in der Stadt lebenden Jugoslawien-Flüchtlingen gibt es nicht, bestätigen die Leiter von zwei Flüchtlingsheimen in Wedding und Lichtenberg. Die Behörden bemühten sich, verfeindete ethnische Gruppen aus dem Bürgerkriegsgebiet möglichst räumlich zu trennen, um Auseinandersetzungen zu vermeiden, betonte Elke Pohl, Pressesprecherin in der Sozialverwaltung des Senats. Natürlich käme es gelegentlich zu Spannungen zwischen Asylbewerbern, Kriegsflüchtlingen und auch Aussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion um soziale Privilegien.

Das Deutschlandbild vieler Bürger aus dem ehemaligen Jugoslawien ist nach der Erfahrung einer langjährigen Betreuerin »sehr diffus«. Es reiche von »Verherrlichung des wirtschaftlichen Reichtums und militärischer Stärke« bis zu der Ansicht, »daß Deutschland immer noch oder schon wieder ein faschistischer Staat ist«, sagte Mira Renka. Die Kroatin berät ihre Landsleute seit Jahren im Auftrag der Berliner Arbeiterwohlfahrt (AWO). Viele Flüchtlinge, Asylbewerber und Besucher hätten aber auch ein eher realistisches Bild. Besonders hob die Betreuerin die gut funktionierende Ausländer-Infrastruktur hervor: In Berlin, wo schon früher etwa 30.000 Jugoslawen lebten, gebe es Kirche; Moscheen, Vereine und Beratungsstellen. So werde auch das Sprachproblem reduziert. ADN/dpa