: Gästebetten vorerst leer
■ Senatoren über Unterbringung bosnischer Flüchtlinge uneins
Was passiert mit den bosnischen Flüchtlingen? Auch zwei Tage nach deren Ankunft in Bremen beschäftigte diese Frage die Gemüter aller Beteiligten. Viele der Bosnier möchten lieber in einer größeren Unterkunft zusammenbleiben und finden damit die Unterstützung der Sozialbehörde. Aus dem Trüpel-Ressort heißt es dagegen, Bremen könne es sich nicht leisten, die angebotenen Privatquartiere auszuschlagen. Helga Trüpel plädiert für die Verteilung auf Familien. Mitglieder der Initiative „Fluchtweg“ wollen die Quartiere lieber für kommende Flüchtlingskontingente horten und das Engagement der BremerInnen auf die Betreuung lenken.
29 der 51 Bosnier sind bisher bei Mitgliedern der jugoslawisch- moslemischen Gemeinde untergekommen. Die 22 übrigen aber wollten partout nicht die Privatquartiere in deutschen Familien annehmen, die der Sozialbehörde angeboten worden waren. Die 22 sind bisher in zwei großen Wohnungen im Buntentor untergebracht und dabei soll es auch bleiben, geht es nach dem Sozialressort. „Das ist doch verständlich, daß die Leute zusammenbleiben wollen“, findet die Sprecherin der Sozialsenatorin, Andrea Frenzel-Heiduk. Ob bald neue Flüchtlinge aus Bosnien kommen und ob dann auf die Privatquartiere zurückgegriffen werde, das sei noch nicht absehbar.
„Die Flüchtlinge sind traumatisiert und finden Schutz in der Gruppe“, meint auch Thomas Poerschke, Mitglied von „Fluchtweg“ und Mitarbeiter des ASB-Flüchtlingsbüros. Das bedeute aber nicht, daß die Sammlung von Privatquartieren sinnlos gewesen sei, meint er. Allein bei der Initiative hätten sich noch einmal 26 Menschen gemeldet, die helfen wollten. Es sei nötig, Wohnungsreserven für weitere Flüchtlinge zu schaffen. „Außerdem ist die Hilfsbereitschaft noch nicht vorbei. Wer den Flüchtlingen helfen will, kann das auch tun, wenn sie in anderen Quartieren wohnen.“
Wenn die Bosnier zusammenbleiben wollten, sollten diejenigen, die Quartiere angeboten haben, jetzt Patenschaften übernehmen, findet Katja Barloschky von der Initiative, „für die Leute von der Cap Anamur muß sowieso eine gemeinsame Lösung mit Niedersachsen gefunden werden.“
Völlig anders wird das Problen im Haus der Senatorin für Ausländerintegration gesehen. Helga Trüpel habe mit Rupert Neudeck vom Notärztekomitee Cap Anamur gesprochen, erzählt die sprecherin Barbara Loer. „Neudeck und die Senatorin waren sich einig, daß es nicht primär um die Wünsche der Flüchtlinge gehen könne, sondern um die Unterbringungsmöglichkeiten, die tasächlich zur Verfügung stehen.“ Quartiere in Bremen seien knapp und man könne es sich nicht leisten, private Hilfe auszuschlagen, sagte Barbara Loer für ihr Ressort. Es sei zwar verständlich, daß die Flüchtlinge zusammenbleiben wollten, „aber Bremen ist nun wirklich eine Stadt der kurzen Wege. Da ist es keine unzumutbare Härte, wenn man in einer Familie untergebracht ist.“ Jochen Grabler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen