: Unterm Strich
Wenn am Freitag die erste Hälfte der bislang größten und teuersten documenta vorbei ist, werden mehr als 280.000 Menschen dort gewesen sein. Damit werde das Halbzeitergebnis der documenta von 1987 um 38Prozent, um mehr als 75.000 Besucher, übertroffen, sagte documenta-Geschäftsführer Alexander Farenholtz am Mittwoch in Kassel. [Zugleich berichtete er von Beschädigungen und Diebstählen von Kunstwerken, die sich zwar in Grenzen hielten, den Organisatoren dennoch Sorgen bereiteten.]
Jan Hoet zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf. Zwar habe es in der Presse auch negative Wertungen gegeben, doch danke er für die „direkte und offene“ Reaktion der Medien. Nach Hoets Worten sind bereits mehr als 20 documenta-Werke verkauft. Die Stadt Kassel habe sich die Option auf das inoffizielle Wahrzeichen der diesjährigen Schau gesichert: Die als Himmelsstürmer bezeichnete und rund 630.000 Mark teure Skulptur „Man walking to the sky“ des Bildhauers Jonathan Borofsky.
Gestohlen wurden vier der 28 Hände- Skulpturen des Belgiers Jan Fabre, die als wiederkehrendes Symbol an den Wänden in diversen Gebäuden angebracht sind. Mutwillig beschädigt wurde eine der Mineralien-Stein-Skulpturen, die von der Jugoslawin Marina Abramovic vor der documenta- Halle aufgestellt worden sind. Wegen Zerstörungen und Diebstahls blieb eine Arbeit des Amerikaners Matthew Barney vorübergehend unzugänglich.
Opfer von Haß und Habgier wurden auch die schwarzweißen Vagina-Fotos, die die New Yorker Lesbierin Zoe Leonard in der Neuen Galerie in die ständige Ausstellung (mittelmäßiger) klassischer Gemälde gehängt hat. Eines der Bilder wurde gestohlen, ein anderes veranlaßte einen aufgeregten Besucher, es mit einem Stein zu attackieren.
Die Kataloge, vom Kritiker der FAZ als „entbehrlich“ bezeichnet, verkaufen sich derweil rasend: Bislang wurden 29.000 Kataloge und 70.000 Kurzführer abgesetzt. Eine zweite Auflage sei in Druck, eine aktualisierte Neuauflage (werden die Diebstähle schon erfaßt?) des Kurzführers in wenigen Tagen fertig, hieß es. Erstmals gibt die documenta zudem eine Edition von zehn Mappen mit je sechs Arbeiten von 60 Künstlern heraus, die auf der Ausstellung vertreten sind. Mit dem Erlös aus Katalog- und Editionsverkauf sowie Sponsorengeldern und den Eintrittsgeldern von 600.000 erwarteten Besuchern (1987: knapp 480.000) könne die documenta — der Etat umfaßt 15,6 Millionen Mark — „schwarze Zahlen“ schreiben, sagte Farenholtz.
Die französische Schauspielerin Arletty („Kinder des Olymp“) ist am Mittwoch in Paris beigesetzt worden. Der Trauerzug ging am Hôtel du Nord vorbei. Nach dem letzten Willen Arlettys gab es bei der Einäscherung auf dem Pariser Künstlerfriedhof Pere Lachaise keine Zeremonien, Reden oder Blumenschmuck. Die Urne wurde anschließend auf dem Friedhof der Pariser Vorstadt Courbevoie im Familiengrab beigesetzt.
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