■ DREWERMANNTEXTE AUF SCHWEIZER SEXTELEFON: "Zeiten der Liebe"
„Zeiten der Liebe“
Genf (taz) — Seit Monaten sorgen die 156er-Nummern des Schweizer Sextelefons für Schlagzeilen und Skandale. Doch wer die seit einigen Tagen in Anzeigen unter anderem in der seriösen NZZ annoncierte 1567023 wählt, hört jedoch kein Gestöhne frühreifer Schulmädchen. Statt dessen gibt es unter der Überschrift „Zeiten der Liebe“ drei Minuten lang Texte von Eugen Drewermann über Treue, Ehebruch und Kirchenmoral zu hören.
Gelesen werden die Weisheiten des von der Amtskirche wegen seiner scharfen Kritik verstoßenen katholischen Theologen aus Paderborn von dem Winterthurer Andre Bernhard. Zunächst wollte die eidgenössische Post ihm gar keine 156er-Nummer zuteilen. Da bat Bernhard ausgerechnet den erzreaktionären Churer Bischof Wolfgang Haas, die geplante telefonische Verbreitung „biblischer und theologischer Inhalte“ zu unterstützen. Des Bischofs Generalvikar, der damals noch nicht ahnte, daß Drewermann-Texte über die Leitung gehen sollte, erlaubte Bernhard, sich bei der Post auf ihn zu berufen. Die 156er-Nummer wurde daraufhin umgehend bewilligt.
Drewermann-Fans in Deutschland müssen sich allerdings mit dem Lesen seiner Weisheiten begnügen. Die Schweizer 156er-Nummern sind nämlich leider vom Ausland nicht anwählbar. azu
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