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Aus dem Waisenhaus evakuiert

■ Sachsen-Anhalt nimmt 60 Kinder aus der bosnischen Hauptstadt Sarajevo auf

Magdeburg (taz) — Während sich die Aufnahme der Kontingentflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina weiter verzögert, schafft das Land Sachsen-Anhalt vollendete Tatsachen. Gestern abend wurden auf dem ehemaligen Flugplatz der GUS-Truppen in Zerbst bei Magdeburg 60 Kinder aus dem Waisenhaus von Sarajevo erwartet. Wochenlang hatten die Kinder den Keller des Waisenhauses, das unmittelbar an der Demarkationslinie zwischen den verfeindeten Bürgerkriegsparteien liegt, nicht verlassen können.

Schon seit längerer Zeit bemühen sich die Magdeburger Landtagsabgeordneten Jürgen Angelbeck und Karsten Knolle (beide CDU) auch vor Ort um die Ausreise der Kinder. Unterstützt werden sie dabei vom Sozialministerium. Doch alle Bemühungen, die Kinder zu evakuieren, scheiterten am strikten Nein des UNO- Flüchtlingskommissars. Er habe mit den Serben feste Vereinbarungen, wonach alle Hilfsflugzeuge den Flughafen von Sarajevo leer wieder verlassen müssen, begründete der Flüchtlingskommissar seine Weigerung. Verstoße er dagegen, gefährde er die gesamte UN- Hilfsaktion.

Knolle und Angelbeck schmuggelten mit Helfern der Deutschen Humanitären Hilfe die Kinder am Donnerstag aus Sarajevo heraus. Über den Landweg wurden die Kinder nach Split gebracht, wo sie am Nachmittag ausgeflogen wurden. An der kroatischen Grenze drohte die Aktion noch im letzten Moment zu scheitern, da die kroatischen Behörden dem Kindertreck die Durchreise zunächst verweigerten. Sie befürchteten, daß zahlreiche Flüchtlinge, die sich den Kindern unterwegs angeschlossen hatten, in Kroatien bleiben würden. Erst nach längeren Verhandlungen durften die Kinder weiter nach Split. Eberhard Löblich

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