: Sonnenbrand am Lippenrand
■ Herpes-Viren lieben heiße Temperaturen, weil sie sich dann so richtig schön vermehren können
Die Nordlichter können jetzt frohlocken: Die Sonne knallt ihnen auf den Pelz und holt den letzten letzten Stubenhocker hinter dem Kachelofen hervor. Strände und Badeanstalten sind von Sonnenhungrigen belagert. Doch das sonnige Bild trügt: Der Herpes-Virus geht um. Mit einem Kribbeln und Ziehen schleicht er sich heran. Die Lippe ist das Objekt seiner Begierde. In seinem Schlepptau hat er kleine wässrige Bläschen, die den Mund erheblich anschwellen lassen. Aber was das Schlimmste ist, sind die brennenden Schmerzen, die beim Lachen aus dem Gesicht eine Grimasse machen. Hautärzte haben dieser heimtückischen Erkrankung den Namen Herpes labialis, Lippenherpes, verpaßt.
Die Schönwetterlage der vergangenen Wochen und die damit verbundene Intensität der Ultraviolett-Strahlung regt die Viren, die sich zum Teil in der Hautoberfläche eingenistet haben, tatsächlich erst richtig zum Vermehren an. Außerdem geht von der Haut ein Reiz über die Nervenbahnen in die Nervenzellen, wo die dort ruhenden Herpes-Viren aktiviert werden. Durch die Schwächung des Immunssystems — bedingt durch die intensive Ultraviolett-Strahlung — ist die körpereigene Abwehr nicht mehr fähig, die Viren in Schach zu halten. Sie setzen sich an der Hautoberfläche ab und verbreiten sich üppig. Es kommt zum Ausbruch der Krankheit, dem sogenannten Rezidiv. Die Bläschen verunstalten dann nicht nur den Mund, sie platzen beim Lachen und Sprechen auch immer wieder auf.
Einen wirksamen Schutz gegen den Lippenherpes gibt es bis jetzt noch nicht. Hautärzte raten, die Lippen genauso einzufetten wie das Gesicht. Hat Herpes labialis trotz aller Vorsichtsmaßnahmen bereits zugeschlagen, sollte der Angegriffene sofort eine virostatisch wirkende Creme auf die Bläschen schmieren. Übrigens sind Hochleistungssportler im Vergleich zur Normalbevölkerung viermal stärker von Lippenherpes betroffen. Wissenschaftler haben herausgefunden, daß unter ihnen fast jeder zweite damit zu kämpfen hat. Dies ist das Ergebnis einer bundesweit durchgeführten Studie, die vor einer Woche in Barcelona von Klaus Michael Braumann, Leiter der Abteilung Sport- und Leistungsmedizin am Olympiastützpunkt Hamburg/Kiel, vorgestellt wurde. Befragt wurden 481 Athleten aus den Disziplinen Leichtathletik, Mittel- und Langstreckenlauf, Segeln, Schwimmen, Handball, Volleyball, Radsport und Ski. 40,2 Prozent der Sportler gaben an, regelmäßig Lippenherpes zu bekommen. Besonders akut tritt die Erkrankung bei großem Leistungsdruck auf. baep
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen