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Großes Gelächter, weiblich

■ „Komische Frauen“: Frauenkulturbüro organisiert Theater rund ums Lachen

„Euch (Frauen) zum Lachen zu verführen, das Sommerloch zum Bersten zu bringen, es anzufüllen mit Lachen, mit Theater- mit komischen Frauen“ - diese Ankündigung des „Theaterspektakels 92“, organisiert vom Frauenkulturbüro TheaLit, läßt ahnen, daß es viel aufzuholen gibt, wenn es um Frauen und Komik geht. Zwar war die bewundernswert verrückte amerikanische Kabarettistin Janice Perry im Rahmen des „Theaters rund um's Lachen“ mit großem Erfolg im Modernes aufgetreten, aber sie ist mit ihrer souveränen „World Power Sex Control“-Performance eine Ausnahme in der Komikerinnenszene.

Eine weibliche Lachkultur, jenseits von kichernden Mädchen oder in verzweifelter Hysterie auflachenden Frauen, jenseits von den Klischees der frechen Putzfrau oder wütenden Gemahlin mit Kuchenrolle, sie entwickelt sich erst langsam. Das „Theaterspektakel 92“ will zeigen, wo die „komischen Frauen“ bisher stehen.

„In unserem diesjährigen Theaterprogramm geht es vor allem um Doppelwesen, um zwie- lichtige Gestalten, um Mischmenschen“, sagt Anna Postmeyer, eine der Organisatorinnen von TheaLit, „das ist eine der Möglichkeiten, die typischen Frauenkomik-Klischees spielerisch zu umgehen.“

Die Idee, eine Theaterreihe unter das Thema „Komische Frauen“ zu stellen, war nach den lesbischen Theatertagen im letzten Jahr entstanden. Nicht nur trat nämlich „Madame PiPaPo“ im Anzug auf, auch die Hamburger „Blendenden Schönheiten“ kamen als klassisch männliche Schönlinge daher und pinkelten provokativ (und symbolisch natürlich) auf die Bühne. Das fanden viele der Frauen gar nicht so lustig. In den anschließenden „Theatergesprächen“ gab es kontroverse Gespräche zur Frage, ob Frauenkomik tatsächlich einen Schwerpunkt darin finden soll, Männerrollen zu persiflieren.

„Es zeigte sich für uns“, sagen die Frauen von TheaLit, „daß Komik von Frauen sehr eingeschränkt ist. Immer wieder gibt es den Rückgriff auf tradierte männliche Formen, auf das, was die Komikerinnen von ihren oft männlichen Lehrern gelernt haben.“

In einem der regelmäßig sonntags stattfindenden Lesezirkel des Thealit wurde ein Text zum Thema diskutiert: „Wenn's im Feminismus lachte“. Die Hamburger Professorin Marianne Schuller erklärt darin das historische „Lachverbot für Frauen“ nicht nur aus der unterdrückten weiblichen Körperlichkeit (Frauen lachen sich nicht schief und krumm!), sondern auch aus der Angst der Frauen, über sich selbst zu lachen. Aber: „Selbst wenn die Frauen, wie der ernste Diskurs es will, keinen Grund haben zu lachen, so ist das noch lange kein Grund, nicht zu lachen.“

Deshalb also treten jetzt, nach Janice Perry im Juli, am Wochenende des 15. und 16. August „Skin and Blisters“ auf. Das in der freien Theaterszene international bekannte Londoner Duo Amanda Owen und Nicky Fearn zeigt im Wehrschloß eine Show mit surrealen Bildern und Livemusik, in der die exzentrische Alchimistin Fenomena ihrer Erzrivalin Rottila das Geheimnis des Lebens entreißen will. In einer weiteren Aufführung spielen sie zwei Figuren, die ihre Geschichte verloren haben und sie nun mit Hilfe des Publikums wiederfinden wollen. Ob diese „Figuren“ nun männlich oder weiblich sind, das wird bewußt offen gelassen.

Ähnlich androgyn sind auch die beiden Clowninnen von „Bella Chaota“, einem Bremen/ Oldenburger Duo, das mit „Lokomotiven küßt frau nicht“ am 15.8 ihr Debütstück zeigt, in dem es, nichtsdestotrotz, genug ironische Bezüge zur Frauen- und Lesbenszene gibt.

Das eigentliche „Spektakel“ aber wird der Freiluft-Jahrmarkt im Innenhof des Wehrschlosses sein (16.8). Die Frauen von TheaLit stecken mitten in der Vorbereitung. Es wird ein Spiegelkabinett geben und ein überdimensionales Memoryspiel. Frau kann sich in Fantasiekostümen fotographieren lassen und farbgefüllte Luftballons zu Gemälden zerplatzen: „Machen Sie sich ein Bild“ ist das Motto für alle Besucherinnen.

Im Oktober wird das „Theaterspektakel“ noch einmal fortgesetzt, unter anderem mit der TheaLit-Produktion „Rollen rollen“, einer Drei-Frauen-Video-Performance.

Das Frauenkulturbüro TheaLit gibt es seit anderthalb Jahren. Andrea Sick und Anna Postmeyer sind ständige Mitarbeiterinnen, die ihr Programm mit Senatsgeldern und viel persönlichen Einsatz organisieren. Auch in den nächsten Sommern soll es wieder „Theaterspektakel“ geben, die Kontakte zur internationalen Frauenkulturszene sind geknüpft. Cornelia Kurth

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