: IKRK will Lager in Bosnien besuchen
■ Acht Camps mit 4.000 Insassen wurden bislang inspiziert/ Frauen, Kinder und Alte
Genf (AFP) — Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat in den Bürgerkriegsgebieten in Bosnien-Herzegowina nach eigenen Angaben bislang acht Gefangenenlager mit rund 4.000 Insassen ausfindig gemacht. IKRK-Sprecher Pierre Gauthier bezeichnete das Einsperren der Zivilisten am Dienstag in Genf als Verstoß gegen die 4. Genfer Konvention zum Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten.
Das IKRK hatte die drei Konfliktparteien — Serben, Moslems und Kroaten — dazu aufgefordert, alle Gefangenenlager für Kontrollbesuche zugänglich zu machen. Bei Verhandlungen im Mai und Juni hatten sich Vertreter aller Konfliktparteien in Genf dazu verpflichtet, Abgesandte des IKRK in die Gefangenenlager vorzulassen. Als Garant der Genfer Konventionen von 1949 ist das IKRK die einzige internationale Organisation, die das Schicksal von Gefangenen in Konfliktgebieten überwachen kann.
Sechzig Mitarbeiter des IKRK besuchten nach Gauthiers Darstellung seit Anfang Juli acht Gefangenenlager in den fünf Städten Banja Luka, Mostar, Trebinje, Zenica und Bosanski Brod. Gauthier wollte die Haftbedingungen nicht im einzelnen schildern. Er sagte lediglich, mehr als die Hälfte der Gefangenen seien Kinder, Frauen und Alte; das Einsperren von Zivilisten sei „inakzeptabel“. Im Interesse der Opfer des Bürgerkrieges wolle das IKRK „Zurückhaltung“ üben. Allerdings werde das Rote Kreuz die Schuldigen „öffentlich anprangern“, wenn seine Arbeit „keine Früchte“ trage, kündigte Gauthier an.
„Wir arbeiten in einem Land, in dem ein vollständiges Chaos herrscht“, schilderte Gauthier die aktuelle Lage in Bosnien-Herzegowina. Immer neue reguläre und irreguläre Kampfverbände würden gebildet. So sei es „ungemein schwierig, eine Einschätzung über die Zahl der Gefangenen und der Lager“ zu bekommen. Die moslemische Führung von Bosnien-Herzegowina hatte berichtet, auf dem Gebiet der Republik gebe es 115 Gefangenenlager. Präsident Alija Izetbegovic hatte die serbischen Verbände wiederholt bezichtigt, sie hätten Dutzende von „Konzentrationslagern“ eingerichtet.
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