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Arbeit aus feministischer PerspektiveWie halten wir uns am Leben?

taz Kolumnist*in Hengameh Yagoobifarah diskutiert auf dem taz lab die Fallstricke feminin konnotierter, meist abgewerteter Sorgearbeit.

von HENGAMEH YAGHOOBIFARAH

Wer über feministische Praxis und Politiken spricht, kommt am Thema Arbeit nicht vorbei. Wenn wir fragen, wie wir arbeiten wollen, dann fällt uns fast ein ganzes Manifest dazu ein: Auf sexistische Strukturen, die Abhängigkeitsverhältnisse bei der Erwerbsarbeit verstärken und sexualisierte Übergriffe begünstigen, können wir gut verzichten. Stattdessen hätten wir für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn wie unsere Kollegen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre auch nicht schlecht, sodass auch die geleistete Arbeit von Personen, die Sorgearbeit leisten, Wertschätzung findet – und leistbar wird.

Anstatt Sexarbeiter*innen die Solidarität zu verweigern, unterstützen wir ihre Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen. Dazu gehört auch die Abschaffung des Hurenpasses, ohne den sie seit Kurzem nicht arbeiten dürfen. Pflegeberufe dürfen nicht länger in so prekären Verhältnissen stattfinden. Und was ist eigentlich mit unserer ehrenamtlichen und aktivistischen Arbeit? Wo fängt diese überhaupt an und wo hört sie auf?

Besonders innerhalb alternativer Gemeinschaften ist es notwendig, die Verteilung bestimmter Tätigkeiten unter die Lupe zu nehmen. Wer sorgt dafür, dass wir nach unseren Demos etwas zu essen bekommen? Wer putzt nach der Soli-Party? Wer pflegt uns, wenn wir es selbst nicht schaffen? Wer tröstet uns in Krisenzeiten – ob mit einem offenen Ohr oder Sex? Und wie danken wir jenen, die all diese unbezahlte Arbeit zwischen ihren Brotjobs und kapitalistischen Zwängen leisten?

Gemeinsam mit dem queeren Autor und Sexarbeiter Christian Schmacht, Künstler*in und Ratgeber*innen-Kolumnist*in Cleo Kempe Towers alias Emotional Labor Queen sowie Autor*in, Antidiskriminierungstrainer*in und Doktorand*in Francis Seeck disktutiert Missy-Redakteur*in und taz-Kolumnist*in Hengameh Yaghoobifarah auf dem taz lab die Fallstricke feminin konnotierter, meist abgewerteter Sorgearbeit.

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