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Am „Jäger Light“ wird weitergebastelt

Madrid (dpa) — Das umstrittene Projekt des europäischen Kampfflugzeugs „Jäger 90“ soll durch ein weniger aufwendiges Flugzeug mit einer Kostenobergrenze von 90 Millionen ersetzt werden. Das sagte Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) am Dienstag nachmittag in Madrid nach Gesprächen mit seinen Amtskollegen aus Spanien, Italien und Großbritannien, die Partner des Projekts sind. „Der Jäger 90 ist tot“, betonte der Minister. Jetzt bestehe die Chance, ein anderes europäisches Jagdflugzeug zu entwickeln, daß der neuen sicherheitspolitischen Lage entspreche.

Rühe verhehlte allerdings nicht, daß bei den künftigen Gesprächen Schwierigkeiten zu erwarten seien. So habe sich Großbritannien bisher nicht auf die Kostenobergrenze festgelegt. Einig seien sich die vier europäischen Projektbeteiligten jedoch darüber gewesen, daß die Vergabe von Entwicklungsaufträgen für den „Jäger 90“ vorerst gestoppt wird. Zudem sei London jetzt erstmals bereit, über eine Reduzierung der militärisch-taktischen Anforderungen an den Jagdbomber zu diskutieren, unterstrich der Minister.

Alle Vier haben sich daher nach Rühes Angaben darauf geeinigt, daß die Oberbefehlshaber der Streitkräfte bis Ende Oktober Studien über eine Reduzierung der Anforderungen erstellen, die anschließend von den Verteidigungsministern bewertet werden sollen. Rühe wies darauf hin, daß sich in allen Partnerländern die Überzeugung durchzusetzen beginne, daß sich die Situation der militärischen Bedrohung geändert habe und angesichts der angespannten Finanz- und Wirtschaftslage neue Prioritäten gesetzt würden. Auch in Großbritannien habe eine öffentliche Diskussion über das Projekt begonnen.

An dem Projekt des europäischen Kampfflugzeugs sind die Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien mit je 33 Prozent, Italien mit 21 Prozent und Spanien mit 13 Prozent beteiligt. Rühe hatte seinen Antrittsbesuch in Madrid genutzt, um auch seinen Kollegen Malcolm Rifkind aus Großbritannien und Salvo Ando (Italien) zu sprechen.

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