PVC und Schnickschnack

■ Gesucht: das perfekte Federmäppchen / Selbst Öko-Versionen enthalten PVC

„Wie abscheulich faßt sich Kreide an! Wie stechend empörend kann ein Schieferstift auf einer Schiefertafel quietschen. Aber ein Schwamm ist schön. Wenn er naß, richtig naß ist.“

Der kleine Joachim Ringelnatz erlebte seinen ersten Schultag Ende des vergangenen Jahrhunderts. Gefallen fand der spätere Dichter nicht nur an seinem Schwamm, sondern auch an einer dunklen „Schwammdose aus poliertem Holz“ und an seinem Schulranzen aus Seehundsfell, der sich „gelegentlich ohne Bedenken als Wurfgeschoß benutzen“ ließ.

So solide wie Ringelnatz sind die Knirpse von heute nicht ausgestattet. Nach einer Untersuchung des ÖKO-TEST-Magazins sind 59 von insgesamt 73 Federmäppchen ganz oder teilweise aus umweltbelastendem PVC gefertigt. Umweltschädliche chlororganische Verbindungen finden sich außerdem in fast allen Radierern. Zwar werben viele Hersteller mittlerweile mit Ökoprogrammen, doch einer genaueren Überprüfung halten ihre Artikel nicht stand: Naturmaterialien wie Leder, Jute, Pappe und Stoff sind oftmals auf PVC geklebt. Radierer aus „Naturkautschuk“ enthalten einen PVC-ähnlichen Stoff, der in der Müllverbrennung zur Entstehung von Dioxinen führen kann.

Nicht nur das Material, auch die Zusammenstellung der Mäppchen läßt zu wünschen übrig. Die Grundausstattung für Schulanfänger sollte nur das enthalten, was Kinder wirklich brauchen. Trotzdem verkaufen die Hersteller Schüleretuis mit jeder Menge Schnickschnack: Textmarker, Schreibschablonen aus Kunststoff, Kulis, Zirkel oder auch Füller, die frühestens im zweiten Schuljahr benötigt werden.

Es empfiehlt sich daher, leere Mäppchen zu kaufen und mit umweltfreundlichen und gesundheitlich unbedenklichen Schreibsachen selbst zu füllen. Zu einer sinnvollen Erstausstattung gehören: ein unlackierter Bleistift, Buntstifte in den Grundfarben, ein Stiftverlängerer, ein Anspitzer, ein Lineal aus Holz und ein Radiergummi; außerdem Wachsmalkreiden und ein Tuschkasten mit Wasserfarben. Knetmasse ist sinnvoll, um die Handmuskulatur zu stärken.

Abzuraten ist dagegen von Filzstiften. Viele Lehrerinnen und Lehrer empfehlen sie, weil die Kinder damit Bilder in poppigen Farben malen können. Doch Filzstifte enthalten oftmals gesundheitsschädliche Lösemittel, als Wegwerfprodukte vergrößern sie zudem den Plastikmüllberg. Dicke Buntstifte aus unbehandeltem Holz erfüllen denselben Zweck wie Filzer. Auch zum chemiegefüllten Tintenkiller gibt es eine Alternative: Aufkleber aus Umweltschutzpapier sorgen für ein fehlerfreies Schriftbild.

Wie sich SchülerInnen im Schulalltag umweltgerecht verhalten können, beschreibt eine Broschüre der Naturschutzjugend. Die AutorInnen haben auch Körperpflege, Müllvermeidung oder richtige Ernährung unter die Lupe genommen, informieren über Umwelt- und Gesundheitsbelastungen und geben Tips zum „Bessermachen“. „Umwelttips für Schüler“ kostet zwei Mark, im Klassensatz ermäßigt eine Mark, und kann beim Naturschutzbund Deutschland, Habichtstraße 125, HH 60 abgeholt werden. mk