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■ Fehlstart... bewegte Herzen im TV

Nun soll, wo alles vorbei ist, doch das Fernsehen noch einmal richtig gelobt werden. Ein herzliches Dankeschön, ARD und ZDF! Es war gewiß nicht einfach. Hier sprang eine ins Wasser und dort fiel einer vom Reck, hin mußte man schalten und her, her und hin, und bei allem durfte eines nicht vergessen werden: Die Ehrung. Hostessen, Treppchen, Medaillen, Blumen, Funktionär, Händedruck und dann — Rührung. Hymne und Flagge, bewegte Herzen und bewegte Lippen... ah, rollt da nicht allein bei der Erinnerung schon eine Träne?

... bewegte Herzen im TV

Nichts davon haben wir versäumt. 33mal „Gold für Deutschland“ (Copyright: Wolfram Esser), 33mal...? Aber wo! Am Ende dann doch noch eine Panne, eine schmerzensreiche. Nur einmal die Hymne, schwarz-rot- gold umweht für Henkel und Baumann, mit überblendeten Gesichtern, ja, ja, der Zeitdruck! Um Vergebung habt Ihr die Zuschauer gebeten durch Herrn Rubenbauer, und wir haben vergeben, dieses eine Mal.

Nur, mußte das sein, Hoffmann von Fallersleben und Josef Haydn in einer dermaßen hart redigierten Kurzfassung? Immer nur „Einigkeit und Recht...“, zack, Schluß, vorbei! Ach so, kein Zeit? Und daß die US-Amerikaner ihren star spangled banner schön zu Ende hören durften, eine kleine Konzession an NBC? Gewiß, ARD und ZDF, es gibt auch Wirrköpfe, die das alles gut finden: quasi als Vorstufe zur Abschaffung nationaler Symbole, auf daß alles Gut werde. Und '94 in Lillehammer spielen sie vielleicht nur noch „Einigkeit und...“, ziehen Fahnen auf in der Größe von Schnupftüchern?

Und dann sitzt ihr da und weint bitterlich. Dabei wißt ihr noch gar nicht, was da auf euch zukommt, Atlanta 1996. Deren Bürgermeister Maynard Jackson hat gestern gesagt: „In Atlanta werden unmögliche Dinge wahr gemacht.“ Na, Groschen gefallen? Deutsche Paddel peitschen deutsche Boote siegriech über die Regattastrecke, Wolfram Esser japst orgasmusgeschüttelt beim Zieleinlauf, und hernach? Stars and stripes an allen Masten, ... and the home of the brave... aus allen Lautsprechern!! Gell, so habt Ihr euch die neue Weltordnung nicht vorgestellt? Herr Thömmes

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