Kiez ohne Museum

■ Kein sang- und klangloser Abschied vom St. Pauli Museum / Hoffnung auf ein neues Dominizil in der Großen Freiheit

/ Hoffnung auf ein neues Domizil in der Großen Freiheit

Nachdem der Verein „Kultur für St. Pauli e.V.“ in fast einem Jahr Arbeitdie Hinterzimmer des Schmidts Tivoli in der Kastanienallee instand gesetzt hat, muß das St. Pauli-Museum die renovierten Räume wieder räumen. Die Anschubhilfe durch die Kulturbehörde reichte nicht aus. Weitere Förderung lehnt Kultursenatorin Christina Weiss ab. Die Tivoli-Betreiber hatten zwar ihre Mietforderungen auf ein realistischeres Maß korrigiert, dennoch ist das Museums- Projekt in der jetzigen Form beendet.

Doch im boomenden St. Pauli, das zum Fleddern für die Immobilienhaie freigegeben ist, wollen sich die aktiven Mitglieder von „Kultur für St. Pauli“ nicht „sang- und klanglos“ geschlagen geben. Unter diesem Motto feiern die Kiezhistoriker am Sonntag um 15 Uhr den ersten Geburtstag ihres Museums, wenngleich dieser Jubeltag auch vorerst der letzte ist.

Seit der Eröffnung unter Beteiligung von Christina Weiss waren neben der Dauerausstellung von Kiez-Devotionalien Shows über die Beatles in Hamburg und über Hans Albers zu sehen, die durchaus auch heftige Kritik ernteten. Die letzte Ausstellung im Hinterzimmer des Tivoli „Cirkus, Gaukler und Feuerschlucker“ war dem versunkenen Zirkusleben rund um Hamburgs Vergnügungsmeile gewidmet.

Dafür, daß die Feierstimmung nicht ganz durch den Auszug vermiest wird, sorgt die Hoffnung auf ein geschichtsträchtiges neues Domizil. Der Fotograf und Museums- Betreiber Günter Zint verhandelt nun mit den Besitzern der Gebäude an der Großen Freiheit 39, in denen ehemals der „Star-Club“ war. Von der Kulturbehörde nichts mehr erwartend, sieht sich Zint nun nach Sponsoren und anderen Möglichkeiten der Finanzierung um. Eine Museumskneipe könnte zur Entlastung des Ausstellungsetats beitragen. Zint kann sich auch eine Lösung à la „Käpt'n Hase“ vorstellen. Das Hamburger Original betrieb in den 20er und 30er Jahren als selbsternannter, aber unumstrittener Professor der unerforschten Wissenschaften ein Kneipenmuseum, wo er auch die Mitbringsel der Matrosen aus aller Welt in Zahlung nahm, um sie später gegen Gebühr wieder auszustellen. jk

So, 16.8., 15 Uh