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■ ARTUR, BERLINOIDUnterwegs nach Süden

Um ein Haar hätte Artur II das Lenkrad verrissen und den uralten Kraftwagen in die morastigen Rheinwiesen gelenkt, so mußten er und sein Vetter losprusten vor Lachen und sich jeweils entweder vors Haupt oder auf die Schenkel schlagen.

»Persil wäscht auch den unsichtbaren Schmutz« hatte es aus dem Lautsprecher gequäkt, dann ein Lied von Roy Black »Ganz in Weiß« und gleich danach »Unser Intimspray ist für da, wo Sie denken. Wegen Dosierung und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker«.

Sie hatten eine Pause einlegen müssen, um ihrer Albernheit halbwegs wieder Herr werden zu können und waren dann weitergeschnättert, Richtung Süd-Südwest.

»... And what ever comes your way...«, rockte es über den Äther. Und dann stand sie am Straßenrand, sehr klein, sehr schmal, sehr blond und mit großen Augen und wollte mitgenommen werden. Artur I öffnete die Beifahrertür und fragte galant: »Wohin des Wegs, bella donna

Die junge Frau lächelte fein und wies mit einer Handbewegung stumm in die Richtung, die sie ohnehin eingeschlagen hätten. Sie richtete sich auf der Rückbank ein, wenig Gepäck, khakifarbener Staubmantel und ein Barett mit einer weißen Feder dran.

Auf die Frage, was denn nun ihr Ziel sei, nahm sie atemberaubenden Blickkontakt mit Artur I im Rückspiegel auf und hauchte leis' und zart und mit jener zweideutigen Spur eines französischen Akzents: »Nach Fronkreisch, wenn is möglisch nach Pari.« Artur und Artur blickten sich an. Route und Ziel schienen nun klar. Eine Französin als Reiseführerin, was hätte ihnen Besseres widerfahren können?

Auf seine gewissenhafte Art drehte Artur II sich, leicht und rhythmisch die Lippen schürzend, zu ihrer Mitfahrerin um: »Sie sind Französin, nicht wahr?« fragte er überflüssigerweise. Sie legte den Kopf ein klein wenig schief, blinzelte mit den großen Augen und sagte unter standhaftem Lächeln: »Non, das 'abe isch mir alles selber beigebracht!« Wie aus einem Mund bemerkten beide Arturs erschüttert: »Ach?!«, und fast schon wieder hätte Artur II das Lenkrad verrissen. Im Elsaß dann, bei Strasbourg, wollte ihre Begleiterin lieber aussteigen und allein ihr Glück Richtung Paris versuchen. »Man muß nicht«, meinte Artur II nachdenklich, »Stuntman oder Kaskadeur sein. Das Leben ist abenteuerlich genug.« Clemens Walter

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