: Kafka, Zappa und andere Giganten
■ Die Berliner Festwochen haben dieses Jahr Prag zum Thema
Reimann ist der Name, der am ehesten auffällt im Programm der diesjährigen Berliner Festspiele (5. bis 27. September). Dabei stammt Aribert Reimann aus Berlin, nicht aus Prag. Sein Name ist nicht gerade wohlbekannt, aber auf den Festwochen wohlprotegiert. Das beginnt bei der Eröffnung mit der Uraufführung einer Oper nach Kafkas Roman »Das Schloß«. Der zeitgenössische Komponist: Aribert Reimann. Über Reimann informiert auch eine Ausstellung im Rangfoyer der Deutschen Oper. Von ihm werden darüber hinaus zwei Vertonungen (Sylvia Plath und James Joyce) uraufgeführt. Damit nicht genug: Eine neue Reihe im Musikprogramm der Festwochen heißt »Reimann &«, will sagen Reimann und andere Größen der Welt: Debussy, Janacek, Schubert, Krenek.
Im weiteren Programm finden sich Werke von 34 tschechischen Komponisten der vergangenen 350 Jahre, die bis auf wenige Ausnahmen (Dvorak, Smetana) fast gänzlich unbekannt sind. Um die wichtigsten Komponisten Prags vorzustellen, gibt es einen neuen Veranstaltungstyp: den »Rundgang durch Prag«, ein etwa siebenstündiger Musikmarathon. Die OrganisatorInnen bemühen sich hier wie im gesamten Angebot um eine Balance zwischen zeitgenössischer und klassischer Musik. Dazu gehört auch ein Abend des Ensemble Modern mit Frank Zappa und den LaLaLa-Human-Steps-TänzerInnen.
Das Angebot in den Sparten Literatur, Theater und Film ist weniger gigantomanisch und beschränkt sich — anders als im Bereich Musik — im wesentlichen auf tschechische Produktionen. Fünf Prager Theaterensembles führen im Hebbel-Theater zeitgenössische Stücke auf. Außerdem gastiert bei den Festwochen das Maly-Theater aus St. Petersburg. Im Kino Arsenal wird eine exzellente Auswahl tschechischer Filme gezeigt: von Regiearbeiten Formans, bevor er ins Exil ging, über Werke von Vera Chytilova bis Jiri Menzel. Die literarische Auswahl umfaßt fünf Lesungen, bei denen es nicht nur um Kafka und Schwejk geht, sondern wo vor allem unbekannte Literaten vorgestellt werden: aus dem literarischen Umfeld Kafkas, Schriftsteller der tschechischen Moderne, verfolgte Literaten und auch deutsche Exilliteratur in Prag. Am Rande der Festwochen sind außerdem zwei Ausstellungen zu sehen: Prager Photographie 1900-1925 und eine Jugendstilschau. Friederike Freier
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen