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Genuß oder Verdruß?

■ Gesundheitsbehörde fand heraus: Im Speiseeis tummeln sich allerhand Keime / Putzlappen und Portionierer sind schuld

/ Putzlappen und Portionierer sind schuld

Hausgemachtes Speiseeis wird in den Sommermonaten an jeder Straßenecke angeboten. Gut hundert Liter der kühlen Creme mit Schoko-, Vanille- oder exotischem Maracuja-Aroma gehen an heißen Tagen über die Theke des „Venezia“ in der Großen Bergstraße.

Verbergen sich darin ungeahnte Keime, die den Genuß zum Verdruß werden lassen? Im „Venezia“ haben Kontrollen der Lebensmittelprüfer nie zu Beanstandungen geführt. „Kunden haben sich auch nicht beschwert“, schmunzelt Besitzer Ferruccio Nosella: „Bei uns hat es bis jetzt noch jedem geschmeckt.“

Nicht alle Eis-Proben, die das Hygienische Institut in den letzten zwölf Monaten untersuchte, waren so keimfrei. Die Auswertung von 1700 Proben ergab, daß 34 Prozent des „hausgemachten“ und 20 Prozent des industriell hergestellten Eises den Anforderungen der Hygieneverordnung nicht genügten. Große Mengen der coliformen Erreger können im Extremfall Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall verursachen, so Jochen Breetz, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde.

„Keimfreies Eis gibt es nicht“, sagt die Inhaberin der Konditorei Treis, die im Sommer auch einen Eisstand betreibt. „Wenn der Kunde mit seiner Waffel einmal die Straße überquert hat, wimmelt die Eiscreme anschließend von Bakterien.“ Alte Putzlappen und schmierige Eisportionierer hingegen sieht die Behörde als Verursacher der Verunreinigungen an.

Verbraucher, die nach dem Ge-

1nuß von Speiseeis Beschwerden bekommen, sollen sich beim zuständigen Bezirksamt melden. Wer allerdings entscheiden wird, ob die Bauchschmerzen auf Keime oder

1auf übermäßigen Eisgenuß, gerade bei Kindern, zurückzuführen sind, darüber schweigt sich die Behörde aus.

Christine Wollowski

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