: Kabul bittet UNO um Intervention
Kabul/Peschawar (dpa/AFP) — Die afghanische Regierung hat bestätigt, daß sie die Vereinten Nationen um Hilfe gegen den Paschtunenführer Gulbuddin Hekmatyar gebeten hat, der seit über einer Woche die Hauptstadt Kabul von seinen Milizen mit Raketen beschießen läßt. Radio Kabul meldete in der Nacht zum Montag, die Regierung habe die UNO formell ersucht, ihr bei dem Bemühen behilflich zu sein, „der Hauptstadt Frieden und Sicherheit zu verschaffen und Hekmatyars selbstsüchtige Angriffe“ zu beenden.
Erste Berichte über ein entsprechendes Gesuch der Kabuler Regierung vom Sonntag hat Hekmatyar im pakistanischen Peschawar bereits als mögliche Einmischung des Auslands bezeichnet. Er werde jede ausländische Streitmacht bekämpfen. Er wiederholte seine Forderung nach Abzug aller Usbeken-Milizen aus Kabul. Auch die pakistanische Regierung hatte am Sonntag indirekt einer UNO-Intervention in Afghanistan widersprochen und erklärt, die Afghanen sollten ihre Probleme allein lösen. Der pakistanische Regierungschef Sharif übte zugleich heftige Kritik an Hekmatyar und forderte ihn auf, seinen Kampf gegen die Kabuler Regierung einzustellen. Bis gestern morgen gab es keine Hinweise auf neue Kämpfe.
Ein Teil der UNHCR-Mitarbeiter, die bei der Repatriierung der afghanischen Flüchtlinge geholfen hatten und jetzt aus der umkämpften afghanischen Hauptstadt Kabul evakuiert werden müssen, ist in der Nacht zum Montag in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad eingetroffen. Die 27 Personen seien auf dem Landweg zum usbekisch-afghanischen Grenzort Termes gebracht worden und von dort weitergeflogen, teilte die UNO in Islamabad mit. Sieben UNHCR-Vertreter seien im UN-Gebäude in Kabul geblieben. Es werde jedoch erwogen, auch sie wegen der schweren Kämpfe zu evakuieren. Über das Schicksal des ehemaligen afghanischen Präsidenten Nadschibullah, der nach seinem Sturz im April in das UN-Gebäude geflohen sein soll, wurde zunächst nichts bekannt. Unklar ist, ob er sich noch in Kabul aufhält.
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