: Der Makler als Gratis-Zugabe
■ Wohnungssuchende Frauen: Anmache und Schikane von Vermietern und Maklern mehren sich
: Anmache und Schikane von Vermietern und Maklern mehren sich
Die wohnungssuchende Journalistin war glücklich: Die billige Wohnung schien zum Greifen nah. Als sie jedoch den Makler fragte, warum das Quartier so billig sei, war's mit der Freude schnell vorbei: „Weil ich einmal die Woche persönlich zu Besuch kommen werde“, mußte sie sich von dem unverschämten Mann anhören.
Der Mieterverein zu Hamburg wartete gestern mit einer ganzen Liste solch skandalöser Vorfälle auf. Die Opfer: Frauen — fast immer alleinstehend oder alleinerziehend. Wie die 85jährige Emma T. Ihr Vermieter brummte ihr bei einem unangekündigten Hausbesuch en passant eine Mieterhöhung um 180 Prozent auf. Oder die 34jährige Hotelkauffrau, die sich bei der Wohnungssuche auch schon die dreiste Frage „Nehmen Sie die Pille?“ anhören mußte. Bei den etwa 700 wöchentlichen Beratungen, berichtete Mietervereinsvorsitzender Eckard Pahlke, seien inzwischen rund die Hälfte der Hilfesuchenden weiblich.
„Gehen Sie nicht alleine auf Wohnungssuche und meiden Sie persönliche Gespräche mit ihrem Vermieter“, rät Pahlke wohnungssuchenden Frauen. Er wies auch darauf hin, daß Mieterinnen nach dem Auszug ihres Partners einen rechtlich durchsetzbaren Anspruch auf eine neue Untervermietung haben. „Frauen, die in Not geraten sind, sollten sich unbedingt persönlich an die Frauensenatorin Traute Müller wenden“, appellierte er. Denn Politiker wohnten häufig so komfortabel, daß sie nicht ahnten, was an der Mieterfront los sei.
Im Fall einer Scheidung, so die Forderung des Mietervereins, müsse den Frauen und Kindern vorrangig Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. Auch müßten mehr Angebote geschaffen werden, an die sich „Frauen in Not“ wenden können.
Einen winzigen Schritt in diese Richtung unternahm jetzt Senatorin Traute Müller. Mit ihrem Innovationsfonds bezuschußt sie eine Tagesaufenthaltsstätte für wohnungslose Frauen in der Bellealliancestraße (Eimsbüttel). Seit drei Jahren versucht der Trägerverein „Kemenate“, bislang ergebnislos, auch Geld für eine Frauenpension aufzutreiben. Sannah Koch
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