Lokalkoloratur: Richard Golz

LOKALKOLORATUR

Wahre Fußballhelden sind Mangelware in dieser Stadt. Keine Chance für Sportreporter, ganz aus sich herauszugehen wie weiland Herbert Zimmermann, der bei der Übertragung des WM- Endspiels 1954 einen gewissen Anton Turek aus Düsseldorf zum Gott erhob. Turek war Torhüter, genau wie jener junge Mann, der sich nun anschickt, das Fußballhelden-Vakuum Hamburgs auszufüllen, vor allem das beim HSV. Richard Golz, sonst eher der Fliegenfänger-Kategorie zuzurechnen, näherte sich am Dienstagabend unweit Tureks Heimat dem Sportler-Olymp. Zum einen, indem er, für seine zahlreichen Fans fast unbegreiflich, einen Elfmeter hielt. Zum anderen, indem er auch noch selbst einen Strafstoß verwandelte und somit seiner Mannschaft die Peinlichkeit ersparte, gegen die Reservemannschaft der Leverkusener Pillendreher aus dem Pokal auszuscheiden. Für die taz willkommener Anlaß, sich auch einmal in lang vermißter Fußball-Euphorie zu versuchen, wenn auch noch ganz verhalten: Richard, Richard, du bist ein Fußball-Tor. uex