: Mister Bird macht die Flatter
■ Basketball-Legende und Dream-Teamer Larry Bird beendet wegen schlimmen Bandscheibenbeschwerden seine grandiose Karriere: „Goldmedaille war ein schöner Abschluß“
Boston (dpa/taz) — Vor dem Boston Garden ertönte ein Trauermarsch, unglückliche Gestalten schleichen über öffentliche Korbballplätze, harte Großstadtkids dribbeln sanft mit ihrem Basketball und wischen sich verschämt eine Träne aus dem Augenwinkel. Boston ist traurig. Der Liebling der Stadt, eine Legende, ein keltischer Zauberer, ein Dream-Teamer will gehen: Larry Bird hatte am Dienstag nach 13 Jahren in der US-Basketball-Profiliga NBA seinen Rücktritt erklärt. Ab sofort ist das große Celtics-Team ohne Spielmacher. „Es hat keinen Sinn mehr. Ich will nicht meine Gesundheit gefährden“, erklärt Bird seinen Schritt. Trotz einer Bandscheibenoperation vor 14 Monaten plagten den 35jährigen furchtbare Rückenschmerzen. Schon in Barcelona fiel auf, daß er sich in jeder Spielpause platt auf den Boden legte, bis ihn das Dream-Team wieder aufs Feld beorderte. „Jetzt brauchen die anderen endlich keine Angst mehr zu haben“, feixt Larry nun. Doch so ganz lustig war dem Korbjäger nicht zumute. Mehr als einmal kämpfte er mit den Tränen.
Ganz vom Basketball lassen wird Bird jedoch nicht: Als Assistent von Celtics-Vize-Präsident David Gavitt arbeitet er für die Franchise. Die verbleibenden zwei Jahre seines Vertrags mit einem Sieben-Millionen- Dollar-Einkommen pro Saison aber verfallen. Der große Blonde nannte sich bereits im College „Hick of French Lick“, der Farmjunge aus French Lick, einem Kuhdorf im US- Bundesstaat Indiana. Ein selbstbewußter junger Mann mit einem unglaublichen Gefühl für den Drei- Punkte-Wurf und einer ungewöhnlichen Spielintelligenz. „Larry war der einzige Spieler, vor dem ich mich gefürchtet habe“, sagte Magic Johnson. „Er war der intelligenteste Spieler, gegen den ich je gespielt habe.“
Die Karrieren der beiden Superstars und Freunde waren eng verbunden. 1979 fing die Rivalität im College-Finale an: Birds Indiana State gegen Johnsons Michigan State. Michigan gewann. Im Herbst darauf begann der Siegeszug der beiden in der damals krisengeschüttelten NBA, einer Durchschnittsliga mit 22 Teams, von denen mehr als Hälfte regelmäßig Verluste machten. Bird und Johnsons Brillanz machten die NBA zum Erfolgsschlager. Acht Titel holten Birds Celtics und Johnsons Lakers in den 80er Jahren, der Boston Garden ist seit Birds zweitem Profijahr in jedem Spiel mit 14.890 Zuschauern ausverkauft. Bei den Olympischen Spielen in Barcelona spielten beide miteinander, das erstemal außerhalb der All-Star-Games.
„Die Goldmedaille mit dem Dream-Team war der perfekte Abschluß“, sagte Bird. „Ich freue mich auf das neue Leben, aber ich werde das alte vermissen.“ Eigentlich wollte er einen leisen Abgang. Aber nach drei NBA-Titeln, 21.791 Karrier-Punkten und 24,3 Punkten, zehn Rebounds und 6,3 Assists pro Begegnung fällt es auf, wenn er fehlt.
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