: Gesetz der Langeweile
■ Alle sechs Bundesligisten siegten in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen hochmotivierte Amateure
Berlin (dpa/taz) — Von wegen der Pokal und seine eigenen Gesetze, nichts mit Überraschung und Hohn und Spott: Alle sechs Bundesligisten kamen am Dienstag in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen die Geheimfavoriten aus dem Amateurlager weiter.
Nur beinahe hat es Dynamo Dresden bei 1960 München erwischt. „Wir haben sehr liederlich begonnen, die Sechziger hätten mit 3:0 führen können. Wir sind mit viel Glück über die Runden gekommen und hatten es fast schwerer als beim Bundesliga-Auftakt in Frankfurt“, sprudelte ein aufgeregter Dynamo-Trainer Klaus Sammer nach der Erstrunden-Partie im DFB-Pokal. Tatsächlich sollten die Dresdner ihrem Torhüter Rene Müller tüchtig einen ausgeben. Ihm war es zu verdanken, daß Dresden sich nicht noch schlimmer blamierte. Schon nach 16 Minuten schoß Kneißl seine Weißwurst-Löwen mit 1:0 in Führung. Nichts war zu spüren vom Zwei-Klassen-Unterschied der Teams, selbst dann nicht, als Kmetsch (30.) und Stevic (36.) den Spieß zugunsten der Dresdner umdrehten. Die Chance zum Ausgleich folgte auf dem Fuße: Foulelfmeter für 1960. Doch schade, schade, Nils Schlotterbeck verlor die Nerven, zitterte den Ball über die Latte und die Münchener aus dem Pokalwettbewerb.
Mit mehr Glück als Können zog der HSV in die zweite Runde ein. In Leverkusen ließen die Amateure den Profis die Luft aus. 2:2 stand es, als sich der HSV ins Elfmeterschießen retten konnte. Dort entschied der HSV-Keeper Golz die Partie. Er hielt einen Elfer und verwandelte zur Sicherheit selbst zum 10:9 für Hamburg.
Auch die Amateure von Stahl Brandenburg waren am Dienstag wild entschlossen, Bundesligist 1. FC Kaiserslautern in der ersten Runde des DFB-Pokals ein Bein zu stellen. Doch die routinierten Pokalsieger ließen sich nicht von irgendwelchen eigentümlichen Pokalgesetzen beirren. Marin schoß nach 15 Minuten Tor Nummer eins für die Betzenbuben, Kuntz schoß das 2:0 in der 69. Minute.
Als gemein und herzlos entpuppte sich der 1. FC Köln. Statt die Amateure von Wacker 90 Nordhausen wenigstens ein bißchen mitspielen zu lassen, schnappten sich die Kölner Jecken ein ums andere Mal den Ball und traten ihn ins Netz. Beim finalen 8:0 reagierte der genervte Nordhausener Keeper aus Frust gar nicht mehr.
Auch der 1. FC Nürnberg zeigte sich im Umgang mit den Spielern des OT Bremen wenig sensibel. 7:1 lederte der Club die norddeutschen Amateure ab. Die Depression der Bremer begann unmittelbar nach dem Anpfiff, als Nürnbergs eifriger Nachwuchsstürmer Wück augenblicklich ein Tor erzielte. Von diesem Rückschlag erholte sich der Bremer Verbandsligist nicht mehr so recht, obwohl sich die Amateure einige gute Torchancen herausspielen konnte. Dorfner (16.), Eckstein (45.), Kramny (50.), Fengler (66./Foulelfmeter), Rösler (69.) und Zietsch (87.) erzielten vor 15.000 Zuschauern die weiteren „Club“-Treffer. Für OT Bremen traf Kuhl (82.) zum wenig tröstlichen 1:6.
Bundesliga-Aufsteiger Uerdingen mußte in Gundelfingen schwitzen. Der bayerische Landesligist zeigte erhebliche Gegenwehr, das Endergebnis von 1:0 für Uerdingen darf getrost als schmeichelhaft bezeichnet werden. miß
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