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Posse wider Willen

■ Schumann-Oper Genoveva konzertant aufgeführt in der Musikhalle

konzertant aufgeführt in der Musikhalle

Dank der Zugluft aus einer rauschenden Klimaanlage in der Musikhalle ließ sich Schumanns Oper Genoveva in der einschläfernd konzertanten Aufführung des Philharmonischen Staatsorchesters und Chors Hamburg unter der Leitung Gerd Albrechts doch noch im Wachzustand ertragen. Die Premiere war ein Beispiel dafür, wie ausgerechnet Werke, die selten aufgeführt und musikhistorisch wenig glanzvoll dokumentiert werden, auch noch eine schlampige Einstudierung und seichte Präsentation aushalten müssen.

Schumann ist eben kein Opernkomponist, und das bekommt das Publikum auch zu spüren. Verpfuschte Streicherpartien begleiten das Solo der Margaretha, und das Organ der Renate Behle wird vom Orchester lauthals übertönt. Überdies wecken die kieksenden Bläser zur Verzweiflungsarie der Genoveva den Eindruck, es ginge um eine Parodie. Dabei ist Genoveva nach den Dramen von Tieck und Hebbel eine romantische Geschichte, die versinkt in Rittertugenden, mittelalterlichem Ambiente und märchenhaften Szenen.

Als die zu Unrecht des Ehebruchs bezichtigte Genoveva gibt die Sopranistin Julia Faulkner eine schön larmoyante Figur ab. Aber gerade in den Partien, in denen Schumann nicht typisch musikdramatisch komponierte, überzeugt sie nur mit blasebalgartig gestalteter Dynamik. Wenn dazu dann noch Harald Stammm in der Rolle des Hindufus viel zu viel Vibrato gibt, und dem Tenor Keith Lewis als Genovevas Liebhaber Golo die Luft knödelnd ausgeht, meint man einer Provinzposse beizuwohnen. Volkstümlichen Ton und Text gestalten die Solisten eben nicht. Das Duett zwischen Julia Faulkner und Jeith Lewis, „Wenn ich ein Vöglein wär“ klingt deswegen deutlich falsch. Aufgabe des Dirigenten wäre es gewesen, den Solisten und Instrumentalisten zu zeigen wie romantische Oper funktioniert.

Einzig Chorleiter Jürgen Schulz mag das begriffen haben. Sein Chor präsentiert eine engagierte pointierte Rolle und vermag abfallende musikalische Spannung oft auszugleichen. Zugegeben, mit Schumanns Oper müssen sich die Musiker über lange Strecken leitmotivisch Orientierung suchen, um spannungslose Partien zu bewältigen. Dennoch ist das Stück über echt standhafte Liebe - Genoveva und ihr Mann Siegfrid kommen nach harter Prüfung nämlich wieder zusammen - zu schade für eine Aufführung wie diese, die sich nicht ernst genug nimmt. Aber schlußendlich hat es dem Hamburger Publikum doch in der Mehrheit so gefallen. Wahnsinnsapplaus für Genoveva. Die Posse, sie ist geglückt. Katrin Meyer

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