: „Nachahmer“ von Rostock erwartet
■ Nierdersächsischer Verfassungsschutz hat wenig Einblicke in Skin-Szene
Niedersachsens Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) rechnet nach den Rostocker Krawallen auch in den alten Ländern mit einem erneuten Anstieg von Anschlägen gegen Ausländer und Asylbewerber, erklärte er bei der Vorlage des Verfassungsschutzberichts für 1991. Ähnlich wie nach den Vorfällen im vorigen September im sächsischen Hoyerswerda seien auch jetzt wieder Nachahmungseffekte in den alten Ländern zu befürchten.
In Niedersachsen werde eine Asylbewerberunterkunft „nicht mehrere Stunden“ schutzlos Angriffen ausgesetzt sein, meinte Glogowski. Besorgniserregend für Niedersachsen wie auch die anderen alten Länder sei der drastische Anstieg von ausländerfeindlichen Vorfällen und Gewaltaktionen seit Hoyerswerda.
Der Verfassungsschutzbericht und die jüngsten Zahlen belegen, daß die Welle der Gewalt seither keineswegs abgeebbt ist. Zwischen September und dem Jahresende verzeichnete der Verfassungsschutz rund 200 ausländerfeindliche Aktionen, von der Brandstiftung bis zu Wandschmierereien. In diesem Jahr wurden bis zum vergangenen Montag insgesamt 314 Straftaten und damit wesentlich mehr als 1991 insgesamt (259 Vorfälle) registriert. Allein 162 mal waren Unterkünfte zumeist von Asylbewerbern Ziel von Anschlägen.
Besonders beunruhigend sei, daß 70 Prozent der fast ausschließlich männlichen Täter jünger als 23 sind, sagte Glogowski. Im Gegensatz zum Anstieg der Gewalt haben Mitgliedschaft und Aktivitäten von rechtsextremistischen Organisationen abgenommen. Dies gilt vor allem für Parteien wie die NPD oder die DVU. Aber auch dort gibt es nach den Worten von Verfassungsschutzchef Hansjürgen Knoche einen gewissen Zulauf von jüngeren Menschen.
Verantwortlich für gewalttätige Aktionen wie zuletzt in Rostock seien jüngere, kaum organisierte Neonazis und die Skinheadszene. Knoche betonte mehrfach, daß der Verfassungsschutz bisher zu wenig Erkenntnisse über diese Gruppierungen habe. In Niedersachsen gebe es etwa 400 bis 500 Skinheads. Die Vorgänge in Rostock, wo über mehrere Tage hinweg mehrere hundert Rechtsradikale zum Teil aus anderen Städten offenbar am Werk seien, hätten eine neue Qualität. Hier stehe der Verfassungsschutz noch völlig am Anfang seiner Erkenntnisse. Hauptursache für die ungenügenden Informationen sei die oftmals kaum vorhandene Organisation. Skins gingen viel spontaner und unberechenbarer vor als früher linksextreme Gruppen. dpa
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