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Bewag schickt Waldschützern eine Geldbombe

■ Stromkonzern zahlte 50.000 Mark »Prozeßkosten« an die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, nachdem diese ihren Widerspruch gegen eine Stromtrasse zurückgezogen hatte/ Gemeinschaft muß nun dem Verdacht der Käuflichkeit begegnen

Berlin. Eine großzügige Zahlung der Bewag an den Landesverband der honorigen »Schutzgemeinschaft Deutscher Wald« von 50.000 Mark schlägt in Naturschutzkreisen Wellen. Der kommissarische Geschäftsführer des Verbandes, Hans-Ulrich Kreusler, spricht gar von einer »Geldbombe«. Eingeweihte streuten nämlich den schwer zu widerlegenden Verdacht, die Schutzgemeinschaft, ein anerkannter Naturschutzverband, habe sich von dem Stromkonzern »kaufen« lassen. Gegenleistung: die Rücknahme eines im Februar eingelegten Widerspruchs gegen die Genehmigung zum Bau der 380-Kilovolt-Freileitung durch den Spandauer Forst, die der Bezirk Spandau der Bewag zähneknirschend erteilen mußte.

Tatsächlich war der Widerspruch gegen die Stromtrasse aussichtslos, da bereits der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) alle Rechtsmöglichkeiten dagegen ausgeschöpft hatte. So gab die Schutzgemeinschaft auf Beschluß eines neugewählten Vorstandes ihren Widerstand gegen den umstrittenen Freileitungsbau auf und schloß mit der Bewag im Juli vor dem Oberverwaltungsgericht einen entsprechenden Vergleich. Darin wird auch ein Antrag, die Einstellung der Trassenbauarbeiten anzuordnen, zurückgezogen. Im Gegenzug versprach die Bewag die besagte Zahlung. »Die Bewag übernimmt die Prozeßkosten (Gerichts- und Anwaltskosten) sowie die prozeßkostenvorbereitenden Kosten, die die Bevollmächtigten nach Erörterung auf 50.000 Mark festgelegt haben«, heißt es dazu im letzten Punkt des Vergleichs.

Freilich müßte die Waldschutzgemeinschaft auf der Basis eines Streitwerts von 25.000 Mark summa summarum nur rund 8.000 Mark an Prozeßkosten blechen, wie Verbandsgeschäftsführer Kreusler einräumte. Demgemäß habe der beauftragte Anwalt am 5. August die restlichen 42.000 Mark der Bewag-Zahlung zur freien Verfügung an die Schutzgemeinschaft überwiesen. Für die Spendierfreudigkeit der Bewag hatte Kreusler zwei Erklärungen: Zu Beginn des Verfahrens sei eben ein sehr viel höherer Streitwert im Spiele gewesen. Wahrscheinlicherer Grund: »Die Bewag wollte vermutlich den Ärger ausgleichen, den sie noch mit uns gehabt hätte. Eine Zeitverzögerung beim Freileitungsbau zu vermeiden war ihr 50.000 Mark wert.« Der Geschäftsführer und Schatzmeister des Verbandes sarkastisch am Telefon: »Die Bewag wird das Geld vielleicht als Spende gedacht haben, aber eine Quittung zum Steuerabzug bekamen die von uns nicht.« Zerknirschtes Fazit: »Es gibt bloß eine anständige Reaktion darauf — sofort zurück mit dem Geld.«

Unterdes unterschied der Vorstand des periodisch von Finanznöten geplagten Umweltverbandes, der nach eigenen Angaben in Berlin 900 Mitglieder hat, daß man die Summe trotz aller moralischen Bedenken eigentlich doch ganz gut gebrauchen könnte. Beschlossen wurde, daß mit dem Bewag-Batzen erst einmal die Kosten eines früheren Verfahrens gegen den Bau der Tegeler Autobahn in Höhe von 7.200 Mark ausgeglichen werden. Ferner soll eine Rücklage für zu erwartende neue Prozesse in Sachen Naturschutz gebildet werden. Schließlich möchte der Verband Waldschutzprojekte finanzieren, für die es keine Fördermittel aus anderen Quellen gibt. Geprüft wird, ob geholfen werden kann, ein ehemaliges GUS-Manöverareal in der Wuhlheide am Stadtrand in Marienfelde wieder aufzuforsten, erklärte Kreusler.

Die Bewag selbst wies den Verdacht, das Unternehmen habe eine Art Schmiergeldzahlung geleistet, weit von sich. Der Vorwurf sei »empörend«, sagte Sprecher Thomas Möller. Laut dem Sprecher soll der Bau der 1,1 Kilometer langen Freileitung noch in diesem Jahr beendet werden. Für das ansonsten unterirdisch verlaufende Stromkabel sei der Tunnel unter der Havel schon fertiggestellt. Als nächstes werde der Teufelsseekanal an der Niederneuendorfer Allee unterquert. Thomas Knauf

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