: Fußgängerbrücke gegen Anschläge
■ Separate Brücke soll Fußgänger von Baustelle fernhalten/ Bisher fünf Anschläge
Berlin. Der kriminellen Energie von Autogegnern will die Bauverwaltung mit einer unkonventionellen Maßnahme Einhalt gebieten: Damit die Baustelle an der Oberbaumbrücke besser vor Anschlägen geschützt ist, sollen Fußgänger eine zusätzliche Brücke erhalten, berichtete ein Mitarbeiter der Bauverwaltung.
Nach den bisherigen Plänen sollte die Oberbaumbrücke während der mehrjährigen Bauarbeiten für Fußgänger offen bleiben. Dadurch seien Bagger und Bauwagen aber besonders ungeschützt und die Arbeiten auch deshalb behindert, weil nicht zu jeder Zeit und überall gebaut werden könne, hieß es zur Begründung. Noch sei nicht entschieden, ob die grob geschätzten Kosten von über einer Million Mark für die Fußgängerbrücke angemessen seien.
Im Zusammenhang mit der Oberbaumbrücke sollen Unbekannte bisher fünf Anschläge begangen haben, so die Polizei. Die Aktionen richteten sich laut der taz zugegangenen Bekennerschreiben gegen den Plan des Senats, die Oberbaumbrücke für den Autoverkehr zu öffnen. Mit 50.000 Mark sei der größte Schaden Ende August entstanden, sagte die Polizei. Unbekannte Täter hatten in der Heidelberger Straße inTreptow einen Schaufelbagger in Brand gesetzt, der einer Firma gehört, die an den Bauarbeiten auf der Oberbaumbrücke beteiligt ist. Mitte August gab es einen Brandanschlag auf den Sitz der Firma in der Neuköllner Saalestraße. Drei Anschläge wurden an der Oberbaumbrücke verübt. Ende Juli mißglückte das Anzünden eines Baggers. Im August wurden zweimal die Baustellenabsperrungen in die Spree geworfen. Dabei wurden acht Leute festgenommen, die nach Angaben der Polizei sofort wieder auf freien Fuß gesetzt worden seien.
Das Abgeordnetenhaus wird in der kommenden Woche über die Finanzierung der Bauarbeiten an der Oberbaumbrücke entscheiden. In der Vorlage der Bauverwaltung werden Kosten und Dauer der Bauarbeiten für folgende drei Lösungen geschätzt: Die Straßenbahn-Linie 4 fährt über die Oberbaumbrücke, die Tram fährt über eine andere vorhandene Brücke, oder für das öffentliche Verkehrsmittel wird eine zusätzliche Brücke gebaut. Der Hauptausschuß wird vermutlich die von ihm gesperrten 62 Millionen Mark für eine der Varianten freigeben.
Ein Bündnis von diversen Bürger- und Verkehrsinitiativen ruft anläßlich der Hauptausschußsitzung zu einer Demonstration auf, um gegen die Öffnung der Brücke für Autos zu protestieren. Dirk Wildt
Demo: Montag, 31. August, mit Fahrrädern 16 Uhr Oberbaumbrücke, zu Fuß 17 Uhr Verkehrsverwaltung An der Urania 4, Abschluß 18 Uhr Rathaus Schöneberg
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