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Zuckerguß hält Schiffe heil

■ Süße Konservierung für mittelalterliche Schiffe

Mit Hochspannung blicken Schiffsarchäologen aus aller Welt auf Bremen, wo derzeit ein Forschungsprojekt läuft, das die Konservierung mittelalterlicher Holzschiffe möglicherweise revolutioniert. Zum ersten Mal wird der 3,70 Meter lange Bug eines mehr als 500 Jahre alten Eichenkahns in Zucker „eingelegt“ und auf das chemische Mittel Polyäthylenglykol verzichtet. Zucker, erklärt der Chemiker Dr. Per Hoffmann vom Deutschen Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven, ist als Konservierungsmittel billiger, weniger aufwendig und erheblich umweltfreundlicher. Ausgeführt werden die Arbeiten in Bremen nach seinen Anweisungen von Uwe Lahann, Diplom-Brauereiingenieur bei einem Bierhersteller in der Hansestadt. Der Koggenbug war 1989 auf dem Gelände der Brauerei entdeckt worden.

Als der Brauereimeister eines Tages Berichte über einen Konservatorenkongreß in Stade las, bei dem es um Weichholzimprägnierung mit Zucker ging, kam ihm der Gedanke, daß diese Methode auch bei anderen Holzarten anwendbar sein könnte. Erneut wandte er sich an das Schiffahrtsmuseum und rannte bei Hoffmann offene Türen ein. Denn der Chemiker befaßte sich seit längerem mit Laborversuchen in diesem Bereich.

Die neue Konservierungsära konnte beginnen. „Ob Rohrzucker oder Rübenzucker als Grundstoff verwendet wird, ist völlig egal“, erläutert Lahann. Denn die chemische Zusammensetzung sei identisch. Saccharose, ein Molekül aus Traubenzucker und Fruchtzucker, sei wohl die beste Lösung, weil es stabil und stets verfügbar sei. Die 55prozentige Lösung soll für die Schädlinge eine unüberwindliche Hürde werden. „Gelingt das Projekt, dürfen sich vor allem Schiffsarchäologen in den meist armen Ländern freuen, in denen Zucker sozusagen vor der Haustür wächst“, freut sich Lahann. Denn sie müßten dann keine teuren Chemikalien mehr importieren.

Gert Simberger/dpa

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