Schlechte Zeiten für Autofahrer in Holland

■ Fahrrad-Schnellstraßen?

Fahrrad-Schnellstraßen?

Den Haag (dpa) — Schon heute ist Autofahren in den Niederlanden eine wenig erfreuliche Angelegenheit: Die Anschaffungskosten sind hoch, der Spritpreis enorm, die Strafen für falsches Parken oder zu schnelles Fahren drakonisch. Doch in Zukunft soll der niederländische Automobilist noch mehr zur Kasse gebeten werden.

Von 1996 an will das Haager Verkehrsministerium auf vielbefahrenen Straßen eine Sondernutzungsgebühr einführen. Darüber hinaus gibt es Pläne, Fahrspuren auf bestimmten Autobahnen für Fahrzeuge zu sperren, in denen nur der Fahrer sitzt. Schließlich sollen die Benzinpreise noch einmal angehoben werden. In diesem Punkt wartet das Haager Finanzministerium nur auf eine Erhöhung der deutschen Benzinsteuer, da bereits heute der Preisunterschied so groß ist, daß Hunderttausende von Autofahrern auch längere Anfahrten zu deutschen Tankstellen nicht scheuen.

In Amsterdam, wo sich die Bevölkerung kürzlich in einem Referendum für eine autofreie Innenstadt aussprach, ist kaum noch ein Parkplatz zu bekommen. Der Verstoß gegen ein Parkverbot kann leicht ein paar Hunderter kosten. Die Radklemme ist dabei in der niederländischen Hauptstadt ein immer beliebter werdendes Mittel, um Parksünder am Wegfahren zu hindern, bis sie bezahlt haben. Drakonische Strafen drohen auch Rasern. Wer mehr als 50 Stundenkilometer zu schnell fährt, muß damit rechnen, daß die Polizei das Auto beschlagnahmt und versteigert, und zwar unabhängig davon, welchen Wert es hat, ob es dem Fahrer gehört, einem Verwandten oder einem Verleih. Allerdings ist diese Maßnahme in der Vergangenheit von den Gerichten oft rückgängig gemacht worden: Sechs von sieben beschlagnahmten Autos werden wieder zurückgegeben.

Schon heute gibt es in den Niederlanden mehr Räder als Bürger, der Verkauf neuer Fahrräder boomt ebenso ungebrochen wie der Fahrradklau, und pro Rad werden immer mehr Kilometer zurückgelegt.

Die Fahrradlobby weiß, wie noch mehr Holländern aufs Rad geholfen werden könnte: mit überdachten Radwegen und vierspurigen kreuzungsfreien Fahrrad-Schnellstraßen.