: DVU in Königs Wusterhausen
■ Vorsitzender Frey will am Samstag in KW reden
Berlin. Der Ort Königs Wusterhausen südlich von Berlin sieht möglicherweise einem heißen Wochenende entgegen. Der rechtsradikale Verleger und Vorsitzende der »Deutschen Volksunion« (DVU), Gerhard Frey, will dort am Samstag in der Gaststätte »Märkischer Hof« zu Anhängern sprechen. Zugleich hat die linke Szene in Berlin zu einer Gegendemonstration aufgerufen. Der 59jährige Frey ist einer der mächtigsten Männer der rechtsextremen Szene. In seiner Parteizentrale in München werden unter anderem die Deutsche Nationalzeitung und die Deutsche Wochenzeitung gedruckt.
Die DVU-Zentrale wollte gestern die Anwesenheit von Frey weder dementieren noch bestätigen. »Kein Kommentar«, hieß es lediglich. Der Pächter des am Fontaneplatz gelegenen Lokals, Ulrich Bernhard, bestätigte gestern gegenüber der taz, daß der rund 100 Personen fassende Raum von der DVU vor kurzem angemietet worden sei. Die Veranstaltung solle von 12 bis 17 Uhr gehen. Bernhard beteuerte, erst nachträglich erfahren zu haben, wer sich hinter der DVU verberge. »Da habe ich mir wohl jetzt Probleme aufgehalst«, klagte er.
Völlig überrascht zeigten sich gestern die Polizei in Königs Wusterhausen (KW) und der Staatsschutz in Berlin. Der stellvertretende Leiter des Staatsschutzes in Berlin, Peter Haeberer, erklärte gestern gegenüber der taz, daß lediglich Informationen über eine Veranstaltung der »Nationalistischen Front« (NF) vorliegen. Pikanterie am Rande: Nach Angaben der Polizei von KW soll die Veranstaltung der NF angeblich in derselben Gaststätte stattfinden, die auch von der DVU angemietet wurde. Ein Treffen zwischen NF und DVU hielt Haeberer gestern für »eher unwahrscheinlich«. Bisher habe es zwischen der NF und den Reps »engere Beziehungen« gegeben, nicht jedoch zur DVU.
Königs Wusterhausen gilt seit der Wende als eines der Zentren für rechtsradikale Aktivitäten. Erst im letzten Jahr veranstaltelte der rassistische »Ku-Klux-Klan« (KKK) eine »Kreuzverbrennung«. Gegen diese Organisation wird vom Bundeskriminalamt wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt. Severin Weiland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen