piwik no script img

MIT IWF-SANIERUNGEN AUF DU UND DURoßkur für Ägypten

■ 76 marode Staatsunternehmen werden privatisiert

Kairo (AFP) — Ägyptens Regierung befürchet Massenentlassungen als erstes Ergebnis des Sanierungsplans, den der Internationale Währungsfonds (IWF) für das Land erarbeitet hat. 400.000 Menschen werden nach Angaben aus Kairo ihren Arbeitsplatz verlieren. Schon die kürzlich beschlossene Privatisierung von 76 maroden Staatsunternehmen wird vor allem Arbeitsplätze kosten.

Die Privatisierung ist Teil eines Programms, das im Mai 1991 in Abstimmung mit dem IWF und der Weltbank beschlossen wurde. Dazu zählen auch die Freigabe der Preise und die Aufhebung staatlicher Produktionspläne in der Landwirtschaft.

Um die Folgen der Entlassungen abzumildern, stellte die Weltbank 600 Millionen Dollar für einen Sozialplan bereit. Damit sollen Unternehmens-Neugründungen gefördert werden.

Auch sollen die Staatsbediensteten ermuntert werden, freiwillig den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. Die ersten Serienbriefe für die angekündigten Entlassungen wurden bereits verschickt. 22.000 Beschäftigte der Chemie- Industrie erhielten solche blauen Briefe — rund 15 Prozent der Beschäftigten in diesem Sektor. Auch 1.150 Mitarbeiter in der Baumwollwirtschaft und 16.000 Arbeiter der Bauindustrie stehen ab sofort auf der Straße. Gewerkschaftsvertreter sprachen sich gegen die Liquidierung der defizitären Staatsunternehmen aus.

Die Globaldaten zur Entwicklung der ägyptischen Wirtschaft stimmen wenig optimistisch. Rund 20 Prozent der Bevölkerung, insgesamt rund drei Millionen Menschen, sind gegenwärtig arbeitslos. In Wirtschaftskreisen wird damit gerechnet, daß die Zahl der Arbeitslosen bis 1997 auf knapp sechs Millionen steigen könnte. Zugleich sinkt die Kaufkraft, und das IWF- Paket verursacht steigende Preise für Güter des Grundbedarfs. Ministerpräsident Atef Sedki versprach dennoch, daß die Regierung „sorgfältig auf die sozialen und politischen Auswirkungen der Gesundkur für die ägyptische Wirtschaft“ achten werde. Die „Hungerrevolten“ vom Januar 1977 sind noch in lebhafter Erinnerung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen