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Oelixdorfer bleiben hart

Einwohner für drastische Maßnahmen gegen  ■ Asylbewerberunterkunft

In Oelixdorf bei Itzehoe gärt es weiter. Auf einer Einwohnerversammlung am Dienstag abend begrüßte eine deutliche Mehrheit einen Antrag des örtlichen Ausschusses für Asylantenfragen. Darin wird gefordert, die Zahl der Asylbewerber in der Oelixdorfer Unterkunft auf 100 zu begrenzen. Darüber hinaus soll die Gemeinde auf Schließung der zentralen Aufnahmestelle gegen das Land Schleswig-Holstein klagen. Nach Meinung der Einwohner muß außerdem die Polizeipräsenz im Ort verstärkt werden. Die Kriminalitätsrate sei deutlich angestiegen. Allein 1992 seien bereits 441 Ladendiebstähle registriert worden.

Der Gemeinderat wird sich auf seiner nächsten Sitzung Ende September mit diesen Forderungen befassen. Dann muß er auch über ein Schreiben entscheiden, in dem die Bundesregierung dazu aufgefordert werden soll, das Grundgesetz zu ändern, damit ein Teil der Asylbewerber schneller abgeschoben werden kann.

In einem zweieinhalbstündigen Gespräch hatte die Bürgerinitiative Oelixdorf vor der Versammlung Gelegenheit, ihre Beschwerden Schleswig-Holsteins Sozialminister Günther Jansen (SPD) vorzutragen. Eine sofortige Reduzierung der Asylbewerber in der Oelixdorfer Unterkunft sei nicht machbar, betonte der Minister, da der Zustrom der Menschen nicht gesteuert werden könne. „Auch der Forderung nach Abbau von Containern und Zelten kann das Sozialministerium derzeit nicht nachkommen“, ergänzte Jansens Pressesprecher Ralf Stegner, „andere Unterbringungskapazitäten stehen erst im April 1993 zur Verfügung.“

Unzufrieden zeigte sich der Sprecher der Bürgerinitiative, Peter Stolte. „Die Geduld der Einwohner ist erschöpft.“ Anlieger trauten sich aus Angst vor Einbrüchen nicht mehr, in den Urlaub zu fahren. „Wir werden nie mehr eine Demonstration absagen“, meinte Stolte mit Bezug zum vergangenen Freitag, als die Gruppe ihre zunächst angekündigte Protestveranstaltung abblies, um rechtsradikalen Randalierern keine Möglichkeit für Ausschreitungen zu bieten. Und im Hinblick auf Rostock: „Die Krawalle dort haben zumindest bewirkt, daß die Unterkunft jetzt geräumt ist.“ Torsten Schubert

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