: Frauen dürfen nur die Sandkisten planen
Berlin. Schlechte Note für die Verwaltung von Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) sowie die Verwaltung von Stadtentwicklungs- und Umweltsenator Volker Hassemer (CDU): Der parlamentarische Ausschuß für Frauenfragen rügt, daß Frauen zu wenig Einfluß in der Stadtplanung haben. Das ist das Fazit der Fraktionen von CDU, SPD, Bündnis 90/Grüne und FDP, die sich gestern im Ausschuß über die Mitbestimmungsmöglichkeiten des weiblichen Geschlechts informieren ließen.
Stadtentwicklungssenator Hassemer selbst schien mit der Beteiligung von Frauen zufrieden zu sein. Sein wichtigstes Beratungsgremium, das Stadtforum, sei zu einem Fünftel mit Frauen besetzt.
Die Bauverwaltung hat den »weiblichen Einfluß« im Fachfrauenbeirat institutionalisiert. 14 Architektinnen, Soziologinnen und Kauffrauen beraten den Bausenator »in wichtigen Fragen des Wohnungsbaus und der Wohnumfeldverbesserungen«, wie Beiratsmitglied Christine Hannemann berichtete. Größtes Problem des Beirats sei mangelnde Kompetenz, sagte Hannemann. »Denn was wichtige Fragen sind, entscheidet der Senator.« Der Beirat könne nicht einmal zu den vorgegebenen Themen Gutachten anfertigen lassen, wenn der Bausenator diese nicht finanzieren wolle. Nach dem Erfolg des Beirats gefragt, sagte Hannemann: »Tendenz Sandkiste.«
Im Gespräch mit der taz ging die Kritik der Ausschußmitglieder aber über den mangelnden »äußeren Einfluß« hinaus. In der Stadtentwicklungs- und Umweltverwaltung seien nahezu alle Referats- und Abteilungsleiter sowie die Staatssekretäre Männer, berichtete Wilmar Glücklich, persönliche Referentin von Hassemer. Ähnlich sieht es in der Bau- und der ebenfalls für die Gestaltung der Stadt wichtigen Verkehrsverwaltung aus. Daß dort Männer die Fäden in der Hand halten, findet die frauenpolitische Sprecherin der CDU, Irina Schlicht, »nicht gut«. Da es an Bewerbungen von Frauen mangele, dürfe Senator Herwig Haase (CDU) Stellen nicht nur einfach ausschreiben. Seine Verwaltung müsse weibliches Personal suchen und Mitarbeiterinnen befördern.
Der Ausschuß beschloß gestern, zu einer der nächsten Sitzungen den Bausenator einzuladen. Die frauenpolitische Sprecherin der SPD, Ingrid Holzhüter, will auch Verkehrssenator Haase laden, der ebenfalls erklären müsse, wie er künftig Frauen an seinen Planungen beteiligen wolle. diak
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