: Boris Becker light
■ Nach den schwerfälligen Walroß-Vorstellungen der letzten Wochen tänzelt Boris B. Kevin Curren nieder
Berlin (dpa/taz) — Boris Becker kann wieder laufen. Nach drei Wochen beim olympischen Turnier in Barcelona überraschte er Gegner und Publikum, als er sich ein ums andere Mal mit der Schnellkraft eines Walrosses in Richtung Netz aufmachte. Um so erstaunlicher war sein Erstrundenauftritt bei den US Open in Flushing Meadow: Ohne Probleme tänzelte er am Dienstag seinen Wimbledon-Gegner von 1985, Kevin Curren, in drei Sätzen nieder. Der Grund für die neue Leichtfüßigkeit: „Ich habe so hart trainiert wie nie.“ Doch was dem Normalbürger ein Greuel ist, scheint für Becker von therapeutischem Nutzen zu sein. „Ich habe wieder Spaß am Tennis“, behauptet Becker. „Wenn ich vor drei Monaten hier gespielt hätte — ich glaube, ich hätte keine Chance gehabt, zu gewinnen. Nun habe ich eine.“ Bescheiden ist er geworden, der Weltranglisten-Achte, sein letzter Sieg liegt schon ein Weilchen zurück. Mitte Februar im Finale von Brüssel schlug er den Weltranglisten-Ersten Jim Courier (USA). Danach warf Trainer Bob Brett wegen unterschiedlicher Arbeitsauffassung das Handtuch. Becker, gerade auf dem Don't- worry-Trip, engagierte den als locker geltenden Thomas Smid.
Dann verlor Becker im Mai im Halbfinale von Hamburg gegen Michael Stich sang- und klanglos, was ihm denn doch gewaltig stank. Er trennte sich von Smid und verkündete: „Ich bin wieder bereit, hart zu arbeiten.“ Das war das Stichwort für Manager Ion Tiriac, seinen eigensinnigen Mandanten wieder auf die Beine zu stellen. Geschickt hatte der geniale Psychologe ohne jeglichen Druck auf Becker abgewartet und schlicht auf dessen Ehrgeiz gesetzt. Nun fungiert er als Interims-Coach, obgleich ein neuer Trainer gefunden ist. Der jedoch soll erst nach dem letzten Grand-Slam-Turnier der Saison, spätestens beim Masters in Frankfurt Mitte November, präsentiert werden. „Der Druck für den Trainer“, so Becker, „wäre jetzt zu groß gewesen. Wir brauchen Zeit.“
Viel Zeit, aber wenig Freude hat Anke Huber nun in New York. Sie scheiterte in der ersten Runde überraschend an Sabine Appelmans (Belgien). Barbara Rittner verlor gegen Andrea Strnadova (CSFR), Silke Frankl unterlag Robin White (USA). Auch Martina Navratilova hatte Probleme. Die 35jährige setzte sich im amerikanischen Duell mit viel Mühe in drei Sätzen gegen die Qualifikantin Shaun Stafford durch. miß
Frauen, 1. Runde: Hack - McCarthy 6:4, 6:3; Appelmans - Huber 6:3, 6:4; White - Frankl 6:0, 6:3; Strnadova - Rittner 6:2, 6:1; Navratilova - Stafford 4:6, 6:1, 7:5; Sabatini - Harvey 6:1, 6:2; Sanchez-Vicario - Sawtschenko 5:7, 6:2, 6:2; Capriati - Muns-Jagerman 7:6 (7:3), 6:2; Grossman - Martinez 6:3, 2:6, 6:4; Fairbank - Novotna 6:3, 7:6 (7:3); Tauziat - Ercegovic 6:3, 6:2; Sukova - Lindqvist 6:0, 6:4; Garrison - Kelesi 7:5, 6:0; K. Malejewa - Byrne 7:5, 6:2; Pierce - Vento 6:2, 6:2; Halard - Bonsignori 6:1, 6:3; Li - Habsudova 7:5, 6:0; Schultz - Werdel 6:3, 4:6, 6:4; Paradis - Nowak 6:1, 7:5; Helgeson - Zrubakova 7:5, 7:6 (7:1); Sawamatsu - Fendick 6:1, 6:3; Labat - Golarsa 6:4, 6:2; Wiesner - Temesvari 6:3, 7:6 (7:4); Zwerewa - Graham 6:3, 6:2; Provis - Nagatsuka 6:4, 6:2; Meschki - Dechaume 4:6, 6:0, 7:6 (7:4); Coetzer - Paz 6:2, 4:6, 6:4; Dahlman - Fulco 6:3, 6:4; Shriver - Perez 6:2, 6:4; Rinaldi - Godridge 6:2, 6:3; Cunningham - Daniels 6:4, 2:6, 7:5
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